
Wegen rassistischen Darstellungen:
Sender und Streaming-Dienste streichen Programme
HBO Max, BBC, Netflix und Paramount Network reagieren auf die Rassismus-Debatte und haben "Vom Winde verweht" und "Little Britain" aus dem Programm genommen. Auch die US-Serie "Cops" wird nicht mehr gezeigt.

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Der US-Streaminganbieter HBO Max teilte mit, den Filmklassiker "Vom Winde verweht" vorerst aus dem Programm zu nehmen. Das zu Warner Media gehörende Unternehmen wolle dem Film Erklärungen zu dessen rassistischen Vorurteilen und der problematischen Darstellung von Sklaverei zur Seite stellen, erklärte ein Sprecher am Dienstag.
Drehbuchautor John Ridley wendet sich an HBO
Zuerst hatte John Ridley, Drehbuchautor des Sklavendramas "12 Years a Slave" von HBO gefordert, das Liebesdrama aus dem Angebot zu nehmen. "Es ist ein Film, der in den Momenten, in denen er nicht ohnehin den Horror der Sklaverei ignoriert, einige der schmerzhaftesten Stereotype über People of Color verbreitet", schrieb er in der Los Angeles Times. "Es arbeiteten die größten Talente Hollywoods ihrer Zeit gemeinsam daran, eine Geschichte zu glorifizieren, die es so nie gab." Schauspielerin Hattie McDaniel hatte in dem Film ein Kindermädchen gespielt und dafür 1940 den Oscar gewonnen. Bei der Verleihung durfte sie wegen ihrer dunklen Hautfarbe nicht mit dem Rest des Teams an einem Tisch sitzen, sondern war in den hinteren Teil des Raumes verbannt worden.
"Die Zeiten haben sich geändert"
Nun ziehen auch anderen Sender nach und überdenken ihr Programm: Der britische Sender BBC reagiert auf die aktuelle Debatte und hat die Comedy-Serie "Little Britain" wegen Rassismusvorwürfen aus ihrer Mediathek entfernt. "Die Zeiten haben sich geändert", hieß es zur Begründung in einer Mitteilung der Rundfunkanstalt. Die gesellschaftskritische Parodie der britischen Komiker David Walliams und Matt Lucas wurde auch in Deutschland ausgestrahlt, synchronisiert von Oliver Kalkofe und Oliver Welke. Vor allem einige Sketche gerieten spätestens im Zuge der Proteste gegen den gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd in die Kritik, weil die weißen Darsteller immer wieder auch in die Rolle schwarzer und asiatischer Charakter geschlüpft waren. Das, so die Kritiker, erinnere an die vor allem in den USA übliche Praxis des Blackfacing, bei der Weiße als dümmlich dargestellte Schwarze mimten.
Netflix und der Streamingdienst BritBox haben sich ebenfalls für diese Maßnahme entschlossen und entfernten die Sketch-Show aus ihrem Angebot in Großbritannien, wie die Nachrichtenagentur PA berichtete. "Litte Britain" spielte stets mit Klischees und war erstmals 2003 im britischen Fernsehen zu sehen. Komiker Matt Lucas hat sich bereits vor mehreren Jahren mit Bedauern über bestimmte Aspekte der Sendung geäußert. Wenn er noch einmal in der Zeit zurückreisen und "Little Britain" noch einmal machen könnte, würde er keine schwarzen Charaktere mehr spielen, so Lucas. Auch Witze über Transsexuelle seien nicht mehr angemessen, befand er in einem Interview der Obdachlosenzeitschrift Big Issue.
Paramount Network schmeißt "Cops" aus dem Programm
Neben HBO Max, BBC und Netflix hat auch der US-Sender Paramount Network sein Programm überdacht und sich entschlossen, die Reality-Serie "Cops", bei der echte Polizeieinsätze mit der Kamera begleitet werden, einzustellen. "Cops" sei nicht im Programm "und wir haben gegenwärtig oder zukünftig keine Pläne für eine Rückkehr", teilte der Sender am Dienstag laut Variety und Hollywood Reporter mit. Nach den landesweiten Protesten gegen Polizeibrutalität und Rassismus hat der Sender die Show aus dem Programm genommen. Die bereits abgedrehte 33. Staffel wird nicht mehr gezeigt. (ak/dpa)
Zudem berichtete CNN, dass vier Darsteller aus Bravos Reality-Show "The Vanderpump Rules" wegen Rassismusvorwürfen entlassen wurden. Außerdem ist Andrew Alexander, der CEO und Mitinhaber des Improvisationstheaters The Second City zurückgetreten, nachdem ein ehemaliger Künstler ebenfalls derartige Beschuldigungen gegen die Comedy-Institution erhoben hatte.