Vergangene Woche hatte Arment in seinem Blog noch vehement gegen mobile Werbung gewettert und Peace beworben - weil damit das Surfen im Web deutlich beschleunigt werde.

Web advertising and behavioral tracking are out of control. They’re unacceptably creepy, bloated, annoying, and insecure, and they’re getting worse at an alarming pace.

Ad and tracker abuse is much worse on mobile: ads are much larger and harder to dismiss, trackers are harder to detect, their JavaScript slows down page-loads and burns battery power, and their bloat wastes tons of cellular data. And ads are increasingly used as vectors for malware, exploits, and fraud.

Publishers won’t solve this problem: they cannot consistently enforce standards of decency and security on the ad networks that they embed in their sites. Just as browsers added pop-up blockers to protect us from that abusive annoyance, new browser-level countermeasures are needed to protect us from today’s web abuses.

And we shouldn’t feel guilty about this. 

Nun fühlt sich Arment aber offenbar doch schuldig und gibt auf Twitter einen "Riesenfehler" zu. Er sei immer noch von der Notwendigkeit von Adblockern überzeugt, um Nutzer vor übermäßiger Werbung zu schützen. Doch in den vergangenen "verrückten" Tagen habe er gelernt, "dass ich mich nicht wohl damit fühle, selber einen solchen Adblocker zu entwickeln und als Schiedsrichter darüber zu entscheiden, was geblockt wird." Um einen positiven Wandel im Werbemarkt herbeizuführen, sei ein komplexerer Ansatz notwendig - mehr als eine simple iOS-App zu leisten vermag. Seine Rolle in diesem "digitalen Krieg" macht Arment auch moralisch zu schaffen:

Ad-blocking is a kind of war — a first-world, low-stakes, both-sides-are-fortunate-to-have-this-kind-of-problem war, but a war nonetheless, with damage hitting both sides. I see war in the Tao Te Ching sense: it should be avoided when possible; when that isn’t possible, war should be entered solemnly, not celebrated.

Andere mögen diese Arbeit fortsetzen, er sei für diese Art Business nicht gemacht, so Arment. "Es ist es einfach nicht wert." Käufer von Peace erhalten ihr Geld zurück. Wer die App weiter nutzen will, erhält keine Updates. Stattdessen empfiehlt der Entwickler Apps der Konkurrenz, wie Purify oder Crystal. Arment selber verweigert Interviews und liest aus Selbstschutz auch erst mal keine Kommentare, wie er auf Twitter schreibt. Stattdessen bastelt er lieber an seiner Podcast-App Overcast - fern von digitalen Kriegsschauplätzen der Werbung. Eines stellt er jedoch klar: Er sei nicht von der Werbewirtschaft gekauft worden. Die wird ihm aber trotzdem sehr dankbar sein


Autor: Frauke Schobelt

koordiniert und steuert als Newschefin der W&V den täglichen Newsdienst und schreibt selber über alles Mögliche in den Kanälen von W&V Online. Sie hat ein Faible für nationale und internationale Kampagnen, Markengeschichten, die "Kreation des Tages" und die Nordsee. Und für den Kaffeeautomaten. Seit 2000 im Verlag W&V.