Gless lässt das nicht durchgehen. Denn auch wenn er Döpfner in seiner Haltung recht gibt, dass private Nachrichten nicht unbedingt in die Öffentlichkeit gehören, so zeigt er in seinem Kommentar ausführlich, warum die Nachricht kaum aus dem Zusammenhang gerissen sein kann und selbst mit ironischem Unterton dennoch ein "No-Go" ist. Als Konsequenz fordert Gless auch den Rücktritt Döpfners von seinem Amt als Präsident des Zeitungsverlegerverbands BDZV. Denn in dieser Rolle vertritt er die Zeitungsverlage in Deutschland und somit auch alle Journalist:innen, die für sie arbeiten. Döpfner ist seit 2016 der amtierende Präsident des Verbands. 

Auch Madsack-Chef Thomas Düffert stellt sich gegen Döpfner

Und auch andere Verlage und Medienmacher melden sich zu Wort. Die Madsack Mediengruppe kritisiert Döpfners Aussagen ebenfalls. Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Madsack Mediengruppe, Thomas Düffert, teilte der dpa mit: "Die Madsack Mediengruppe ist mit ihren Zeitungstiteln in Norddeutschland, aber insbesondere auch in vielen ostdeutschen Bundesländern journalistisch stark engagiert. Die aus einem privaten Umfeld heraus nun öffentlich gewordenen Aussagen von Herrn Döpfner sind für alle Journalistinnen und Journalisten der Madsack Mediengruppe und sicherlich auch darüber hinaus eine unangemessene und verfehlte Herabsetzung." Und nach der Einordnung und Relativierung durch den Verlag Axel Springer bleibt er bei seiner Meinung: "Grundsätzlich sollte jedoch auch in privaten Diskussionen kein Zweifel an der Integrität und Unabhängigkeit der Redaktionen der Zeitungsverlage aufkommen, sondern diese gerade gegen derartige Vorwürfe verteidigt werden."

Düfferts Äußerung ist auch deshalb interessant, weil Düffert neben Döpfner im Präsidium de BDZV sitzt und dort Stellvertretender Präsident ist. Wenn sich der BDZV jetzt gegen Döpfner stellt, könnte das schnell Konsequenzen für den Axel-Springer-Manager haben. 

Der BDVZ äußert sich nicht

Der BDZV hingegen äußert sich auf Anfragen zur Causa Döpfner nicht: "Herr Döpfner hat seine Aussagen im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE getroffen. Der BDZV kommentiert grundsätzlich keine einzelnen Vorgänge unternehmerischer Tätigkeiten von Mitgliedsverlagen", heißt es aus der Kommunikationsabteilung des BDVZ.


Lena Herrmann
Autor: Lena Herrmann

hat bei der W&V ihr journalistisches Handwerkszeug gelernt und dort viele Jahre lang hauptsächlich markenstrategische Themen verantwortet, bevor sie sich als freiberufliche Journalistin und Podcast-Redakteurin selbstständig gemacht hat. Zudem hat sie die Podcast-Formate der W&V maßgeblich entwickelt und betreut. Sie ist Podcast-Host und steht regelmäßig als Moderatorin auf der Bühne.