
Jahresbilanz:
Traurige Gewissheit: Douglas macht 500 Filialen dicht
Mehr als jede zehnte Douglas-Filiale in Deutschland steht vor dem Aus. Was bisher nur Spekulation war, bestätigt Douglas jetzt. Die Schließungen sollen der Parfümeriekette rund 120 Millionen Euro Ersparnis bringen.

Foto: Douglas
Während sich Douglas über das beste E-Commerce-Ergebnis aller Zeiten freuen kann, sieht es für das Filialgeschäft weniger rosig aus. Hier plant CEO Tina Müller massive Kürzungen. Von europaweit 2.400 Filialen werden bis Herbst 2022 insgesamt rund 500 geschlossen; davon rund 60 von mehr als 430 Filialen in Deutschland. Stattdessen will sich Douglas stärker auf seine Plattformstrategie konzentrieren. Die Anpassung des Filialnetzes sei daher ein notwendiger Schritt.
Welche der Filialen geschlossen werden, hat Douglas im Laufe der vergangenen Monate analysiert - für jedes Geschäft einzeln und unter Berücksichtigung des Weihnachtsgeschäfts. Besonders hart kürzt Douglas in Südeuropa - eine Folge der Corona-Auswirkungen. Von der Neuaufstellung des Filialnetzes erhofft sich Müller eine jährliche Ersparnis in Höhe von 120 Millionen Euro.
In Deutschland sind rund 600 Mitarbeiter:innen der insgesamt über 5.200 Filialmitarbeiter:innen betroffen. Douglas arbeitet mit der Bundesagentur für Arbeit zusammen und hat eine Transferagentur beauftragt, um sie bei ihrer beruflichen Neuorientierung zu unterstützen. Außerdem werde das Unternehmen Abfindungsleistungen zahlen, "die besser sind als derzeit in der Branche üblich".
Das eingesparte Geld soll dafür an anderer Stelle investiert werden, so Müller: "Die notwendige Verkleinerung des Filialnetzes geht einher mit Investitionen in Flagship-Stores in Top-Lagen, international führenden Marken und dem konsequenten Ausbau des digitalen Handels in ganz Europa."
Seit Sommer 2020 versucht Douglas, Online-Shops, Marktplatz und Filialen unter ein digitales Dach zu bringen. Tina Müller: "Auch im wichtigen Weihnachtsquartal waren wir dank Singles Day, Black Friday und unserer Weihnachtskampagne online sehr erfolgreich und haben ein Rekordquartal im E-Commerce erzielt."
Plus im E-Commerce bei 40 Prozent
Im gesamten Geschäftsjahr 2019/20 (zu Ende September) nahm Douglas 822 Millionen Euro im Onlineshop ein. Damit realisierte Douglas ein Wachstum von 40,6 Prozent im E-Commerce. Im Kalenderjahr übersprang der E-Commerce erstmals mehr als 1 Milliarde Euro Umsatz. "Kein Wettbewerber wächst online so stark wie wir", betont Müller.
Damit konnte Douglas die Einbrüche im Filialgeschäft nur zum Teil wettmachen. Der Konzernumsatz summierte sich auf 3,2 Milliarden Euro und lag damit um 6,4 Prozent unter Vorjahr. Das operative Konzernergebnis (bereinigtes EBITDA) ging gegenüber dem Vorjahr um 16,7 Prozent auf 292 Millionen Euro zurück. Und unter dem Strich musste der Konzern nicht zuletzt wegen hoher Wertberichtigungen sogar einen Verlust von 517 Millionen Euro ausweisen.
Tina Müller, Group CEO Douglas: "Nach dem Umsatzrekord 2018/19 haben wir im Corona-Jahr erheblich von unseren Investitionen in den E-Commerce rund um #FORWARDBEAUTY profitiert. Die Douglas-Gruppe verzeichnet dank ihrer loyalen Kund:innen ein sehr beachtliches Umsatzvolumen, das trotz Corona mit 3,2 Milliarden Euro nur knapp unter dem Rekordwert des Vorjahres liegt."
Das E-Commerce-Wachstum im vierten Quartal (bis Ende September) lag mit 44,5 Prozent deutlich über dem Trend des Gesamtjahres und wurde erreicht, obwohl die Filialen in diesem Zeitraum wieder geöffnet waren. Ein besonders starkes Onlinewachstum verzeichneten dabei die Märkte in Südwesteuropa und Osteuropa mit Wachstumsraten von über 80 Prozent im vierten Quartal. Europaweit liegt der Umsatzanteil des E-Commerce im Gesamtjahr inzwischen bei 25,4 Prozent, im Heimatmarkt Deutschland bei 39,9 Prozent.
Außerdem mehr als 40 Prozent zusätzliche Online-Kunden
Im Geschäftsjahr 2019/20 verzeichnete der Onlineshop mehr Besucher (plus 40 Prozent), auf das Kalenderjahr 2020 gesehen auch mehr Besuche (plus 50 Prozent). Ein wichtiger Baustein der Digitalstrategie ist der Beauty-Marktplatz, auf dem Partner-Unternehmen ihre Produkte anbieten. Neben Deutschland ist der Marktplatz inzwischen auch in Österreich und Frankreich etabliert.
Müller: "Douglas vollzieht seit 2018 einen massiven Wandel und zeigt, wie kein zweites traditionsreiches Handelsunternehmen in Europa, wie stark die Kombination von Stationär- und Online-Handel ist. Damit wird unser Unternehmen auch künftig seine Chancen ergreifen und ist mittlerweile das einzige erfolgreiche Plattform-Unternehmen mit einer Historie von über 100 Jahren."