
Luxus-Zeitschriftenmarkt:
US-Modebibel "W" geht in den "Survival-Modus"
Das ehemalige Condé-Nast-Magazin stellt "auf unbestimmte Zeit" die Print-Ausgabe ein, die meisten Redakteure befinden sich im Zwangsurlaub. Unklar, ob das oftmals für Furore sorgende Heft wiederkommt.

Foto: Future Media Group
Das Coronavirus hat die amerikanische Modezeitschrift "W", berühmt für ihre unkonventionelle, mitunter kontroverse Fotografie, endgültig in die Knie gezwungen. Die Print-Ausgabe wurde "auf unbestimmte Zeit" eingestellt, ein Großteil der Redaktion in den Zwangsurlaub geschickt und die verbliebene Onlineredaktion muss Gehaltskürzungen hinnehmen.
"Dem Luxus-Markt wurde der Boden unter den Füßen weggezogen", erklärte Marc Lotenberg, CEO des Verlags Future Media Group, gegenüber der New York Times (Paywall). Das Magazin befinde sich deshalb jetzt im "Survival-Modus".
Dies ist aber wohl doch nur die halbe Wahrheit. Denn das Heft kriselte schon lange vor dem Auftauchen des Virus. Bis Mitte 2019 befand sich das großformatige Magazin noch im Besitz des Verlags Condé Nast, der es selbst erst im Jahr 2000 vom ursprünglichen Besitzer Fairchild Publications übernommen hatte. Und stand hier meist im Schatten der Vogue.
Im Zuge von Kostensenkungsmaßnahmen des damaligen Condé-Nast-CEOs Bob Sauerberg wurde es – nachdem Gespräche mit anderen Interessenten gescheitert waren – an Future Media weitergereicht. Angeblich zum Discount-Preis von weniger als zehn Millionen Dollar. Die ursprüngliche monatliche Erscheinungsfrequenz war bereits 2013 auf zehn Ausgaben und 2018 auf jährlich acht Ausgaben reduziert worden.
Hinzu kommt, dass der langjährige Chefredakteur Stefano Tonchi, inzwischen Chief Creative Officer des französischen Modemagazins L’Officiel, im vergangenen Jahr eine Klage gegen den Condé-Nast-Mutterkonzern Advance Publications wegen einer "unrechtmäßig verweigerten" Abfindung sowie eines nicht gezahlten Verkaufsbonus eingereicht hat. Condé Nast hatte daraufhin mit einer Gegenklage geantwortet. Die Begründung: Tonchi habe im Zusammenhang mit den Verkaufsverhandlungen die Treuepflicht ("faithless servant") gegenüber dem Verlag verletzt. Chefredakteurin von "W" ist seither Sara Moonves, die Tochter des ehemaligen CBS-Chefs Les Moonves.
Für Furore hatte das Magazin in der Vergangenheit immer wieder mit seinen außergewöhnlichen Fotostrecken gesorgt. So beispielsweise im Jahr 2005 mit einer 60-seitigen Story unter dem Titel "Domestic Bliss" mit Brad Pitt und Angelina Jolie sowie 2007 mit einem erotischen Fotoshoot mit David und Victoria Beckham für Armani.