Am Freitag bekamen viele Marken und Medien einen Vorgeschmack, wie es ist, wenn das soziale Netzwerk als verlässlicher Reichweiten-Bringer wegfällt. Haben Sie Tipps, wie man damit umgehen soll?

Die Ankündigungen von Mark Zuckerberg, dass Seiteninhalte weniger Reichweite erhalten, kommen für Facebook-Insider nicht sehr überraschend. Der Rückgang von organischer Reichweite für Marken und Unternehmen ist schon länger Realität. Medieninhalte wurden allerdings in der Vergangenheit gefühlt prioritär behandelt. Allerdings dürfte es die Medien weniger hart treffen. Zuckerberg hat in einem zweiten Update davon gesprochen, dass solche Inhalte anstelle von fünf Prozent nur noch vier Prozent einnehmen werden. Das entspricht zwar einer Reduktion um 20 Prozent - doch wir sprechen hier nicht von einem kompletten Reichweitenverlust.

Können Sie diesen Schritt nachvollziehen?

Viele Menschen haben in den letzten Jahren immer wieder bemängelt, dass sie Inhalte von Freunden und der Familie im Newsfeed verpassen. Die nun darauffolgende Reaktion ist daher für die eigentliche Nutzergruppe - also die Menschen - positiv zu werten und wahrscheinlich mittel- und langfristig auch besser. Für Unternehmen dürfte dies allerdings massiv weniger unbezahlte Reichweite bedeuten. Viele Marken und Unternehmen müssen nun ihre Facebook-Strategie klar überdenken und unter Umständen extrem verändern.

Was müssen die Seitenbetreiber unternehmen?

Das regelmäßige Publizieren von "seichten" oder "leichten" Inhalten zur Belustigung der Community war schon in der Vergangenheit ein falscher Ansatz, wurde aber dank teilweise sehr hohen Reichweiten eigentlich von der Plattform belohnt. Zukünftig sollte die Strategie eher "Qualität vor Quantität" lauten, beziehungsweise sollte der Aufwand für "redaktionelle" Postings überdacht werden und vor allem in Einklang mit einer bezahlten Reichweitenstrategie stehen. Das heißt: Lieber wenige zielführende Beiträge, die ordentlich in die passende Zielgruppe beworben werden, anstelle von vielen nicht beworbenen Beiträgen. Für Facebook selbst bedeutet der Schritt mittelfristig mehr Werbeeinnahmen, beziehungsweise dürfte der Werbewettbewerb auf der Plattform massiv zunehmen.

*Thomas Hutter (42) ist Inhaber und Geschäftsführer der Hutter Consult GmbH. Als einer der renommiertesten Facebook-Marketing-Experten im deutschsprachigen Raum berät er Unternehmen, Organisationen und Agenturen in der Schweiz, Deutschland und Österreich. 


Autor: Ulrike App

ist bei W&V Online für Digitalthemen zuständig. Und das hat nicht nur mit ihrem Nachnamen zu tun, sondern auch mit ihrer Leidenschaft für Gadgets und Social Media. Sie absolvierte vor ihrer Print-Zeit im Marketing-Ressort der W&V die Berliner Journalisten-Schule und arbeitete als freie Journalistin.