
Managergehalt:
WPP geht auf Sparkurs
Nicht nur die WPP-Manager sind gehalten, Kosten zu reduzieren. Sogar WPP-Chef Martin Sorrell muss mit weniger Jahresgehalt auskommen. Und für Cannes will die Agenturgruppe weniger ausgeben.

Foto: Screenshot Youtube
Normalerweise kommen Meldungen über Sparmaßnahmen immer verhalten an, diese aber dürfte - zumindest in Teilen - bei einigen positiv angekommen sein. Martin Sorrell, Chef der Agenturgruppe WPP, hat in diesem Jahr weniger verdient. Bescheidene 62,2 Millionen Dollar Jahressalär waren es für den Konzerlenker. Das klingt nach immer noch nach einer hübschen Summe - ist aber im Vergleich zum Vorjahreniveau ein Drittel weniger. Damals hatte Sorrell 91,1 Millionen Dollar eingestrichen, was bei den Angestellten wie bei den Shareholdern schlecht ankam. Das hatte ihm im vergangenen Jahr unverhohlene Kritik bei der Hauptversammlung eingetragen. Ein so offener Protest ist bei dem reduzierten Jahresgehalt nun wahrscheinlich nicht mehr zu erwarten. Allerdings sind auch die Zahlen weniger euphorisch: In Nord-Amerika hat WPP im ersten Quartal drei Prozent weniger verdient. Auch der kommende Brexit könnte einge Auswirkungen auf die Umsätze haben.
Das hat auch für das Agenturnetzwerk mit seinen Agenturen Ogilvy, JWT und Y&R einige Konsequenzen. Wie das US-Branchenblatt "Adage" meldet, hat WPP die Devise ausgegeben, die Ausgabenseite strenger zu kontrollieren. Alle Agenturchefs seien per Mail dazu aufgefordert worden, ein genaueres Auge auf Neueinstellungen und auf Ausgaben zu werfen, die nicht in Rechnung gestellt werden könnten. Der Cut bei den Reisekosten betrifft auch Reisen zum Werbefestival nach Cannes. In einem Interview mit "Adage" im vergangenen Jahr hatte Sorrell Cannes als eine "sehr teure Übung" gebrandmarkt. Bestimmt nur ein Zufall, aber diese Anordnung kommt just in dem Jahr, in dem Sorrells größter Konkurrent Maurice Levy, Chef der Publicis-Holding, seinn Engagement in Cannes ausweitet. Levy wird nämlich erster Ehren-Chairman der Cannes Lions School.
Für den 72-jährigen Sorrell soll ohnehin demnächst ein Nachfolger gefunden werden. Laut WPPs Chairman Robert Quarta, so schreibt der "Guardian", ist die Suche nach einer neuen Nummer 1 intensiviert worden. Verschiedene interne Kandidaten seien in den Aufsichtsrat eingeladen worden, um dort ihre Ideen zu präsentieren. Aber es werde zugleich auch extern gesucht.
Aber nicht an allen Enden wird bei WPP gespart. Was eine neue Werbeansprache via Snapchat betrifft - hier stockt Sorell deutlich auf. Im vergangenen Jahr hatte WPP schon 70 Millionen Dollar in Snapchat-Werbung investiert, dieses Jahr sollen es 200 Millionen werden, wie Sorell in einem Interview mit dem US-News-Netzwerk Cheddar ankündigte.