
Neuer Kreativchef:
Warum Hans Albers von Jung von Matt zu Achtung wechselt
Was macht ein traditioneller Werber wie Hans Albers in einer digitalgetriebenen Aufsteiger-Agentur wie Achtung? Warum der neue Kreativchef eine gute Wahl ist.
Nach der Abwicklung der JvM-Tochter Jung von Matt/365 hat Kreativgeschäftsführer Hans Albers einen neuen Job: Der gelernte Texter, 56, übernimmt bei Achtung in Hamburg die neu geschaffene Position des Chief Creative Officer und verstärkt damit das Führungsteam um Agenturgründer Mirko Kaminski. Er startet am 1. März.
Achtung, in den Anfangsjahren ein klassischer PR-Dienstleister, hat sich zu einer Kommunikationsagentur mit 150 Mitarbeitern, hohem Digitalverständnis und mehreren Kreativawards entwickelt. Dass Kaminski für sein erweitertes Agenturmodell einen Kreativchef braucht, überrascht also nicht. Auf den ersten Blick verwundert eher die Personalie: Hans Albers gilt eher als erfahrener klassischer Werber denn als technologiegetriebener Digital Native. Die Branche hätte mit einem jungen, bloggenden, gerne auch weiblichen, vielleicht auch internationalen Kreativtalent gerechnet. Es wäre die naheliegendere Lösung für eine Agentur gewesen, die mit ihrem "Lab" und vielen Youtube-Auftritten ihres Chefs unaufhörlich am digitalen Image feilt.
Trotzdem ist Hans Albers keine Verlegenheitslösung und schon gar kein Griff in die Vergangenheit. Im Gegenteil. Mit Albers und seinen Erfahrungen als Kreativgeschäftsführer bei Jung von Matt, Fischer Appelt und DDB Tribal kommt jemand aus der Ersten Bundesliga in eine Aufsteiger-Agentur, die manchmal noch als Parvenue wahrgenommen wird, als Emporkömmling im Kreis des Hamburger Agentur-Adels.
Werber alten Stils haben Achtung-Gründer Kaminski noch vor wenigen Jahren wegen seines offensiven Egomarketings im Social Web belächelt. Heute, nach Jury-Mitgliedschaften in Cannes und beim Eurobest und mehreren Auszeichnungen für kreatives Content Marketing, lächelt niemand mehr. Und die Personalie Albers zeigt auch dem letzten Skeptiker, dass Achtung in der Beletage angekommen ist.
Und auf noch etwas deutet ein Achtung-CCO Hans Albers hin: Der digitale Jugendwahn ist vorbei. Die Hoodie-Folklore, die Innovation um der Innovation willen, das Buzzword-Bingo, die substanzlose "digitale Hyper-Scheiße", wie W&V-Blogger Thomas Koch es gerade erst genannt hat: das alles ist viel gestriger als es guter Kreativer jemals sein kann.