Debatte um Recyclingplastik

Uneinigkeit herrscht allerdings schon bei der Definition, was sich überhaupt Recylingplastik nennen darf. Für Feiter und die Initiative ist es eindeutig, nur "echtes Post Consumer Recyclat". Es stamme aus haushaltsnahen Sammlungen, die der Verbraucher kennt, wie Plastik aus dem Gelben Sack oder Pfand-Plastikflaschen. In den Handel gerieten aber oft Kunststoffabfälle aus der Industrie, sogenanntes Post-Industrial-Recyclat (PIR). Dieses würde allerdings "kaum" dazu beitragen, "die eigentliche Plastikabfall-Menge zu verringern – schon gar nicht nach Übergang zum Endverbraucher, wo die Potentiale am Größten sind", kritisiert die Initiative.

Feiter weiter: "Wir gehen – anders als Henkel – davon aus, dass es den Verbrauchern nicht egal ist, 'woher das recycelte Material stamme‘'" Er bezieht sich dabei auf ein Statement von Henkel gegenüber der Düsseldorfer Internetzeitung Report-D.

Darin zeigt sich der Konzern wenig erbaut über die kreisenden Frosch-Flugzeuge. "Wir waren über die Flugzeuge über unserem Werk in Holthausen sehr überrascht, da wir natürlich jedem Dialog offen gegenüberstehen. Zumal es auch wesentlich nachhaltigere Wege gegeben hätte, um das Gespräch mit uns zu führen, als Flugzeuge mit Bannern zu schicken."

Für ein international tätiges Unternehmen wie Henkel sei es aus ökologischer Sicht nicht sinnvoll, sich nur auf Recyclat aus Deutschland zu beschränken, heißt es in dem Statement. Der Konzern arbeite mit Forschung, Rohstofflieferanten und Industrie seit vielen Jahren an der Recyclingfähigkeit von Verpackungen und erziele "stetig Fortschritte". Verbrauchern sei nicht die Herkunft wichtig, sondern dass überhaupt recyceltes Material verwendet werde, wird in dem Bericht Henkel zitiert, mit dem Verweis auf entsprechende Umfragen.

Henkel betont in einem weiteren Statement, das W&V vorliegt, dass ohnehin 99 Prozent des eingesetzten Recycling-Plastiks für Henkel-Verpackungen aus "Post-Consumer Recyklat" ist, aus recycelten Pfand-Flaschen, dem gelben Sack oder Sammelstellen aus anderen Ländern. So kooperiert Henkel beispielsweise mit dem Sozialunternehmen Plastic Bank. In Sammelcentern in Ländern wie Haiti tauschen Sammler Plastik gegen Geld oder Sozialleistungen. So soll verhindert werden, dass der Müll ins Meer gelangt. Das sogenannte "Social Plastic" wird dann wiederverwertet. Henkel verwendet das Recycling-Plastik nun erstmals für seine eigenen Verpackungen, in 25.000 Flaschen für Wasch- und Reinigungsmittel ist es bereits enthalten. Außerdem engagiert sich Henkel in der Initiative „New Plastics Economy“ der Ellen MacArthur Foundation und ist Gründungsmitglied des Rezyklat-Forums von dm.

Das Thema nachhaltige Verpackung sei fest in allen Produktentwicklungs-Prozessen verankert, heißt es in der Mitteilung. "Allein im vergangenen Jahr haben wir in über 1,2 Milliarden Produktverpackungen recyceltes Material eingesetzt – mehr als jemals zuvor." 

Unterstützung für Frosch von Hannes Jaenicke

Gegenwind bekommt Henkel jedoch auch von Hannes Jaenicke, Schauspieler und prominenter Umweltaktivist: "Verpackungen aus diesem Material als Recyclingverpackungen auf den Markt zu bringen, ist eine Mogelpackung im wahrsten Sinne des Wortes, denn es führt nicht nur die Verbraucher komplett in die Irre, sondern konterkariert auch das Konzept einer echten Kreislaufwirtschaft. Hier wird gegenüber den Verbrauchern mit Recyclingmaterialien geworben, ohne sich wirklich die Mühe zu machen, den Plastikabfall der Verbraucher aufzubereiten", warnt er für Frosch in einem Facebook-Video. 

Fakt ist: Die Bilder von Plastikteppichen in den Ozeanen beginnen offenbar Wirkung zu zeigen. Die Vermeidung von Plastikmüll treibt viele großen und kleine Konzerne um, auch aus Imagegründen. So plant auch die Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) gleich ein eigenes Mülltrennungssystem, mit dem Verpackungen gesammelt und abgeholt, getrennt und der Verwertung zugeführt werden sollen. Rewe stellte jüngst eine Alternative für die dünnen Obst-Plastiktüten vor. Sodastream ließ 150 Mitarbeiter und hunderte Schulkinder am Strand vor Honduras acht Tonnen Plastikmüll aus dem Meer fischen.  

Auch Frosch bleibt am Ball: Gemeinsam mit Mondi präsentierte die Marke kürzlich das Ergebnis fast dreijähriger Entwicklung: einen vollständig recyclingfähigen Beutel mit abnehmbarer Banderole. Dieser soll künftig alle flexiblen Verpackungen der Marke Frosch ersetzen. Auf dem 2. Packaging Summit, einer Veranstaltung von neue verpackung und W&V, am 3. bis 4. April 2019, stellen Immo Sander, Leiter Verpackungsentwicklung bei Werner & Mertz und Thomas Kahl, Regional Sales Manager DACH, Mondi Consumer Goods Packaging, das Projekt gemeinsam vor und diskutieren mit den Teilnehmern.


Autor: Frauke Schobelt

koordiniert und steuert als Newschefin der W&V den täglichen Newsdienst und schreibt selber über alles Mögliche in den Kanälen von W&V Online. Sie hat ein Faible für nationale und internationale Kampagnen, Markengeschichten, die "Kreation des Tages" und die Nordsee. Und für den Kaffeeautomaten. Seit 2000 im Verlag W&V.