Warum wir unsere Minister auf Facebook nicht vermissen werden
Ilse Aigner macht wieder einmal gegen Facebook mobil und rät ihren Kabinettskollegen zur Abstinenz. Dem kann man sich nur anschließen, und zwar ganz unabhängig von verbraucherrechtlichen Fragen. Denn die Fanpages der Minister und Ministerinnen braucht nun wirklich kein Mensch.
Ilse Aigner macht mal wieder mobil gegen Facebook und rät ihren Kabinettskollegen zur Abstinenz. Dem kann man sich nur anschließen, auch unabhängig von verbraucherrechtlichen Fragen. Denn die Fanpages der Ministerinnen und Minister braucht nun wirklich kein Mensch.
Überwiegend bestehen die Post aus Links zu Artikeln und Interviews über, von oder mit den Politikern. Meist sind sie unpersönlich in der dritten Person geschrieben (Angela Merkel hat zusammen mit dem Berliner CDU-Spitzenkandidaten Frank Henkel am Checkpoint Charlie eine Wahlkampfveranstaltung besucht) - einen persönlichen Dialog können die vielbeschäftigten Volksvertreter ja auch nicht leisten. Kommentare gibt es je nach Thema spärlich oder reichlich, doch eine anspruchsvolle politische Diskussion darf man nicht erwarten.
Auch scheint das Interesse an den Kabinettsmitgliedern mit Facebook-Profil nicht sonderlich groß zu sein. 105.000 Fans bekennen sich online zu Angela Merkel. Angesichts von über 62 Millionen Wahlberechtigten sind das verschwindend wenige. Und ob es sich tatsächlich lohnt, für 800 Fans eine Fanpage zu pflegen, sollte sich vielleicht Hans-Peter Friedrich mal fragen. Dass ein Innenminister allerdings kein Publikumsliebling ist, ist nicht überraschend. Schwieriger ist schon die Frage, ob auch Guido Westerwelle auf seine Facebook-Seite verzichten kann. Bei der FDP zählt momentan ja jede einzelne Stimme, da sollte man die 12.600 Fans lieber nicht verlieren.
Dass Politiker Facebook auch anders nutzen können, weiß man spätenstens seit Barack Obama. Seine 23 Millionen Fans können sich täglich über das Obama-Zitat-des-Tages freuen und gleich noch Grillschürzen oder Kaffeebecher im Design des kommenden Wahlkampfes bestellen.
Wie der "Spiegel" berichtet, spricht sich Ilse Aigner in einem Brief an ihre Kabinettskollegen gegen Fanpages für Minsterien aus und steht auch den Profilen von Abgeordneten kritisch gegenüber, wenngleich das natürlich die persönliche Entscheidung jedes Einzelnen sei. Ohne eigene Profile sind außer Ilse Aigner, die schon seit einem Jahr nicht mehr auf Facebook vertreten ist, Ursula von der Leyen, Thomas de Maiziére, Ilse Aigner, Annette Schavan, Dirk Niebel und Norbert Röttgen.
Warum Aigner sich nun an ihre Kabinetts-Kollegen wandte, ist allerdings nicht ganz nachvollziehbar. Nach einer Analyse von pluragraph.de, einer Plattform für Social Media Benchmarking und Social Media Monitoring im nicht-kommerziellen Bereich, hat kein einziges Ministerium den "Gefällt-mir-Button" eingebunden. Und nur zwei Ministerien haben überhaupt eigene Fanpages bei Facebook.