Bezahlangebote:
Was bei Paid Content jetzt passieren muss
Die Menschen bezahlen zwar inzwischen williger für digitale unterhaltende und journalistische Inhalte - doch es gibt einige Stellschrauben, an denen die Anbieter noch drehen müssen.
Die Bereitschaft der Menschen, für digitale Medien- und Unterhaltungsangebote zu bezahlen, nimmt weiter zu. Zu diesem Schluss kamen jetzt die Hochschule Fresenius und das DCI Institut in ihrer gemeinsamen aktuellen Studie "Paid Content in Deutschland". Und auch das Haus Axel Springer zog bei seinem soeben zu Ende gegangnenen fünften internationalen Paid Content Summit, an dem rund 80 Experten internationaler Medienhäuser aus 15 Ländern teilnahmen, in Bezug auf journalistische Inhalte diesen Schluss.
Fresenius und DCI analysierten in ihrer Studie den tatsächlichen Kauf digitaler Inhalte im Internet im Jahr 2017. Insgesamt gaben dafür 3266 Personen via Online-Fragebogens im Januar 2018 Auskunft. Das Fazit: Filme, Musik und Games bleiben sind die nutzungs- und umsatzstärksten Segmente, insbesondere in den jüngeren Altersgruppen. Fast jeder zweite Paid-Content-User bis 34 Jahre hat mindestens ein kostenpflichtiges Angebot aus diesen Segmenten.
Die Nutzer über 55 Jahre ticken anders: Sie geben kaum Geld für Musik aus, investieren dafür eher in Fachinformationen und Newsinhalte, etwa in den kostenpflichtigen Bereichen von Spiegel und Bild.
Verändert hat sich die Akzeptanz von Kaufoptionen: Abonnenten-Modelle wurden 2017 laut der Studie deutlich häufiger angenommen als noch im Vorjahr. Hier rücken Streaming-Plattformen wie Netflix und Spotify immer stärker in den Vordergrund. Insgesamt stiegen die Ausgaben pro Monat im Vergleich zu den Vorjahren deutlich an, und es wird auch regelmäßiger Geld ausgegeben.
Mehr als 70 Prozent der Interviewten gaben an, sicher weiterhin digitale Inhalte kostenpflichtig zu nutzen. Nur sechs Prozent der Teilnehmer wollen sicher nicht mehr kaufen - die Umsätze dürften also im laufenden Jahr weiter steigen.
Die Fake News-Debatte als Katalysator
Im journalistischen Bereich hat laut Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender Axel Springer, besonders ein Aspekt die Zahlungsbereitschaft der Leser gesteigert: "Die Debatte um Fake News hat im vergangenen Jahr den Wert von Qualitätsjournalismus und die damit verbundene Akzeptanz von Paid Content sehr positiv beeinflusst." Würden Facebook und Google nun ihre Ankündigungen wahr machen, Bezahlangebote auf ihren Plattformen integrieren, so Döpfner weiter, "haben wir 2018 den nächsten Meilenstein erreicht."
Aktuell funktioniert die Zusammenarbeit mit Google besser als mit Facebook, so die mehrheitliche Meinung der internationalen Medienmanager beim Paid Content Summit: Google sei bislang "deutlich kooperativer". Beiden Konzernen wird insbesondere beim Vertrieb von Digitalabos künftig großes Potenzial zugeschrieben.
Die Publisher selbst müssen jedoch auch ihren Anteil beitragen. Schlüsselfaktoren bei der Weiterentwicklung der Bezahlangebote sind in inziwschen laut Umfrage vor allem die Optimierung der "User Flows", die 86 Prozent der befragten Manager beim Summit nannten. Außerdem essentiell: Investitionen in journalistische Inhalte (78 Prozent) und mehr Datenkompetenz in den Redaktionen (77 Prozent).
Jon Slade, Chief Commercial Officer der Financial Times, nannte einen weiteren Erfolgsfaktor für 2018: "Manchmal verkomplizieren wir unsere Angebote an die Nutzer. Daher wird Einfachheit der Schlüssel sein." Und Espen Egil Hansen, Herausgeber Aftonposten, mahnt die nachhaltige Bindung der Leser an: "Sie suchen unsere Angebote in der Regel nicht täglich auf. Deshalb wird die Steigerung des User Engagements und der Kundenbindung die größte Herausforderung für uns sein."