
Studien:
Weihnachten sieht dieses Jahr anders aus
Die Menschen wollen bei den Weihnachtsgeschenken nicht sparen. Das Fest der Liebe wird daheim gefeiert, in kleinem Kreis. Die Sehnsucht nach der früheren Normalität wächst, so zwei aktuelle Studien.

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Grundsätzlich halten die deutschen Verbraucher:innen an ihrem Weihnachtsbudget fest: 72 Prozent der Befragten geben an, Weihnachten genau so viel oder mehr Geld auszugeben wie im vergangenen Jahr. 16 Prozent planen mehr Geld für Geschenke und Weihnachtsausgaben ein, 56 Prozent haben vor, ebenso viel wie im letzten Jahr auszugeben. Allerdings: Die Hälfte der Studienteilnehmer:innen werden ihre Weihnachtsgeschenke in diesem Jahr online kaufen. Lediglich beim Lebensmitteleinkauf liegt der stationäre Handel mit 50 Prozent bei den Befragten weiter vorne, wobei auch hier ein Drittel er Verbraucher:innen ihren Lebensmitteleinkauf für Weihnachten in diesem Jahr online tätigen wollen.
So einige Ergebnisse der Verizon-Media-Befragung mit einem Panel von 2000 Menschen. Gefeiert wird in 2020 lokaler und persönlicher. Zwei Drittel bleiben dieses Jahr daheim, fast genauso viele wollen auf eine Weihnachtsparty verzichten. Stattdessen werden die Feiertage in kleinerer Runde stattfinden.
"Sisi" und "Drei Nüsse für Aschenbrödel" statt Corona-News
Die Menschen müssen sich mit den Einschränkungen arrangieren. Allerdings tun sie das offenbar weniger gerne als noch vor etlichen Wochen. Denn an die Stelle des "New Normal" tritt mehr und mehr die Sehnsucht nach der Normalität vor Corona. Demzufolge erwarten sie von den Werbungtreibenden, weniger die Pandemie zu thematisieren. 38 Prozent der Befragten erhoffen sich ein Gefühl von Normalität, 29 Prozent wünschen sich, dass Marken auf Botschaften setzen, die sich gut anfühlen. Knapp die Hälfte der 18-24-Jährigen erhofft sich zudem neue und innovative Botschaften von den Werbetreibenden.
Wenig überraschend, dass die Menschen gerade während der Feiertage weniger bereit sind, sich über Corona und die Folgen zu informieren, so ein Ergebnis der Untersuchung von Reply, dass europaweit über Suchanfragen ermittelt hat, inwiefern Weihnachten 2020 anders aussehen wird als in den Vorjahren.
Ein Jahr des konstanten Nachrichtenbeschusses hat demnach die europäischen Verbraucher:innen ermüdet. Die Daten zeigen bereits im September und Oktober eine deutliche Zunahme der Online-Suche nach Weihnachtsfilmen (+79 Prozent). Sie sind ein Indiz dafür, dass die Menschen in diesem Jahr generell mehr Freude und Ablenkung suchen. Folge: Unternehmen müssen herausfinden, wie sie Verbrauchern auf einzigartige Weise Unterhaltung oder Erholung in der Weihnachtszeit bieten können. Sind die Menschen von Angst, Beunruhigung und Müdigkeit getrieben – oder von Nostalgie, Zusammengehörigkeit und Trost? Sollte eine Marke strategisch auf "Seelenfrieden" oder auf Eskapismus und Spaß setzen?
Festtagsplanung für die eigenen vier Wände
Da die meisten Weihnachtsmärkte und andere vorweihnachtliche Events wegfallen, steigen die Suchbegriffe rund um die Festtagsplanung in den eigenen vier Wänden an: konkret nach Adventskalendern, Keksrezepten, Weihnachtsdekorationen oder -filmen. Die Suchanfragen zu „Glühwein selber machen“ verzeichneten eine Steigerung um 64 Prozent. Auch „Weihnachtsdekoration selber machen“ verdeutlicht mit 30 Prozent Wachstum das Interesse der Deutschen an Do-it-Yourself-Lösungen, um Weihnachtstraditionen in diesem Jahr fortführen zu können. Wenig traditionell: „Mundschutz Weihnachten“ ist eine neue Anfrage und verzeichnete im untersuchten Zeitraum 13.000 Suchanfragen.
Die Rolle der Corona-Pandemie als unerwarteter Katalysator für die Digitalisierung kommt in der Weihnachtszeit, der wichtigsten Umsatzhochphase für die deutsche Wirtschaft, besonders deutlich zum Vorschein. Veranstalter von bisher physischen Weihnachts-Events müssen diese nun digital durchführen. Auch Unternehmen, für die der persönliche Kundenkontakt bisher als alternativlos galt – wie beispielsweise im Weihnachtsbaumverkauf – erleben einen Umschwung: Online-Geschäftsmodelle, digitale Lieferketten und Versand stehen auf dem Programm. Geflügelzüchter, die vorausschauende Analysen einsetzen, züchten kleinere Tiere in Erwartung kleinerer Familienzusammenkünfte während der Feiertage. Auch die Online-Suche nach "Weihnachtsessen" ist in diesem Jahr um 43 Prozent zurückgegangen.
Weniger Menschen werden Familien und Freunde besuchen
Auch Weihnachten steht in diesem Jahr vor allem für die Fluggesellschaften unter einem schlechten Stern, da das Interesse sowohl an touristischen Urlaubsreisen als auch an Heimflügen für die Feiertage drastisch zurückgeht. Rund 52 Prozent der Deutschen planen laut Yougov, Weihnachten 2020 mit dem eigenen Haushalt zu verbringen. In ganz Europa werden weniger Menschen Freunde und Familie besuchen als in den Jahren zuvor.