
Onlinehandel:
Wie Adidas Nike und den Handel ärgert
Der neue Adidas-Chef Kaspar Rorsted will den Online-Handel massiv ausbauen - zum Leidwesen vieler lokaler Sporthändler. Und in den USA wird ein Adidas-Klassiker zum meistverkauften Sneaker.

Foto: Adidas
Der neue Adidas-Chef Kasper Rorsted hat ein Unternehmen in Topform übernommen und muss nun eigene Akzente setzen. Seine Pläne für einen massiven Ausbau des Onlinehandels sorgen beim deutschen Sportfachhandel jedoch zunehmend für Verärgerung. Händler befürchten große Umsatzeinbußen und fordern von Adidas ein faires Miteinander, das den Interessen des Sportfachhandels in Deutschland ausreichend Rechnung trägt.
"Der Fachhandel kann mit einer solchen extremen Ausweitung des Adidas-Online-Handels nicht zufrieden sein", sagte der Sprecher des Verbands Deutscher Sportfachgeschäfte (VDS), Peter Thürl, am Montag. Über die Kritik des Fachhandels hatte zuerst das "Handelsblatt" berichtet.
Der neue Adidas-Chef Kasper Rorsted hatte vor kurzem angekündigt, den Online-Umsatz von derzeit einer Milliarde Euro bis zum Jahr 2020 auf vier Milliarden Euro erhöhen zu wollen. Der VDS, in dem 2500 Sportfachgeschäfte zusammengeschlossen sind, sieht derzeit vor allem die beiden großen Sport-Einkaufsverbünde Intersport und Sport2000 gefordert. Die Einzelhändler erwarteten, dass die beiden Verbünde mit Adidas in einer "Kontaktoffensive einzelhandelsfreundliche Regelungen" aushandelten, sagte VDS-Sprecher Thürl.
Händler beklagten etwa, sie erhielten erst Wochen nach dem Verkaufsstart im Adidas-Onlineshop begehrte Waren vom Konzern für den eigenen Verkauf. Von Intersport und Sport2000 war am Montag zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
Fokus auf junge Kunden
Adidas-Chef Rorsted hatte den Ausbau des Onlinegeschäfts vor allem mit dem Einkaufsverhalten junger Kunden begründet. Die Frage beim Onlinegeschäft sei, wo kauften Konsumenten die Adidas-Produkte ein. Keine Frage sei für ihn hingegen, ob sich dadurch Konflikte zwischen verschiedenen Handelspartnern ergäben, hatte er seinerzeit betont.
Eine Adidas-Sprecherin betonte nun am Montag, der Sportfachhandel sei für Adidas ein wichtiger Partner, mit dem man eng zusammenarbeite. Den Vorwurf, Adidas benachteilige kleinere Fachhändler, wies sie zurück.
Die Sprecherin räumte allerdings ein, dass etwa Spezialgeschäfte für Sneakers in Berlin oder New York "selektiv" beliefert würden. "Hier geht es darum, dafür zu sorgen, dass die Marke angesagt ist und ein Hype entsteht. Dadurch entsteht eine Nachfrage, von der auch andere Vertriebskanäle profitieren." Zudem stehe es jedem Händler frei, einen eigenen Onlineshop zu eröffnen, sagte die Sprecherin.
Rekordjahr für Adidas
2016 war ein Rekordjahr für den weltweit zweitgrößten Sportartikelkonzern. Der Gewinn lag mit 1,020 Milliarden Euro erstmals in der Unternehmensgeschichte über der Milliardengrenze (Vorjahr: 720 Millionen Euro), der Umsatz stieg auf 19,3 (16,9) Milliarden Euro. Die Fußball-Europameisterschaft und die Olympischen Spiele kurbelten den Verkauf von Adidas-Produkten an. Hinzu kommt, dass Gesundheit und Fitness ein Mega-Trend sind.
Auch in der Mode spielt Sport eine immer größere Rolle. Beliebt sind derzeit Retro-Modelle. Davon profitiert Adidas. Der Konzern hat einige seiner Schuhklassiker wiederbelebt, wie beispielsweise den "Superstar", der aus den 1970ern stammt und in den USA derzeit der meistverkaufte Sneaker ist. Adidas läuft damit erstmals seit zehn Jahren Nike den Rang ab. (fs/dpa)