
Stabile Reichweiten in der MA :
Zeitschriften verlieren keine Leser - nur Auflage
Immer weniger verkaufte Zeitschriften werden von teils noch mehr Nutzern gelesen: Die MA 2017 Pressemedien I Zeitschriften legt ein Dilemma offen.

Foto: W&V Online/SH
Trotz teils deutlich sinkender Auflagenzahlen halten Zeitschriften laut der aktuellen MA Pressemedien ihre Reichweite stabil - oder legen sogar zu. Rund 90 Prozent der über 14-Jährigen lesen demnach Publikumszeitschriften (Vorjahr: 89 Prozent).
Damit erreichen die 156 in der aktuellen MA 2017 Pressemedien I Zeitschriften ausgewiesenen Titel, Wochenzeitungen, zwei Zeitungssupplements, Lesezirkel sowie Kino pro Erscheinungsintervall 62,7 Millionen Leser (Vorjahr: 61,6). 7,9 Titel lesen die Menschen im Schnitt (Basis: WLK Weitester Leserkreis, Vorjahr: 7,9).
Im Schnitt werden laut agma am meisten unterschiedliche Titel in der Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen gelesen (Leser per Ausgabe: 3,4), am wenigsten Nutzung findet bei den 14- bis 19-Jährigen (Leser per Ausgabe: 2,5) statt.
Programmies halten sich auch in der MA wacker
Die meistgelesene Gattung ist nach wie vor die Programmpresse – deren ausgewiesene Titel eine Gesamtreichweite von 66,4 Prozent Prozent erreichen und die gerade eben auch in der IVW gepunktet haben. Die "Aktuellen Zeitschriften und Magazine" finden Zugang zu 45,7 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung über 14 Jahren. Zur Erhebung der Reichweiten der Publikumszeitschriften wurden insgesamt 36.392 Personen in Deutschland befragt.
Julia Scheel, Vorstand Publikumszeitschriften der agma, betont:
"Publikumszeitschriften bleiben auch im Jahr 2017 treue Begleiter in der Mediennutzung der Deutschen und liefern somit eine solide Basis einer zielgerichteten Werbeplanung. Dies bestätigen auch die aktuellen MA-Zahlen."
Die Platzhirsche behaupten sich
Bei einem genauen Blick auf die Daten zeigt sich, dass sich an den Konstellationen wenig geändert hat. Bei den Zeitschriften etwa bleibt das Verbandsblatt "ADAC Motorwelt" mit einer Gesamtreichweite von 14,98 Millionen Lesern (MA 2016 Pressemedien II: 14,89 ) deutlich und gestärkt an der Spitze, die TV-Beilage "rtv" folgt mit 9,45 und die "Bild am Sonntag" mit einem leichten Plus (Index: 106) bei 9,05 Millionen Lesern.
Das Segment der Nachrichtenmagazine beherrscht das Gruner+Jahr-Flaggschiff "Stern" mit 7,16 Millionen Lesern vor "Spiegel" (6,79 Millionen) und Burdas "Focus" (4,59 Millionen) - sie alle mit Reichweitenzuwachs bei teils stark gesunkener verkaufter Auflage, wie die IVW erst vor wenigen Tagen bekannt gegeben hatte.
Ebenfalls mit Leserzuwächsen: Bei den People-Blättern liegt Burdas "Bunte" (4,31 Millionen Leser) nun deutlich vor dem G+J-Titel "Gala" (3,21 Millionen Gesamtreichweite). Der größte MA-Gewinner nach Prozenten ist das zum Jahresstart ausgelagerte Burda-Frauenmagazin "Donna" (Index 125 gegenüber MA 2016 Pressemedien II; 300.000 Leser Gesamtreichweite), der größte Verlierer die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" (Index 72, 480.000 Leser Gesamtreichweite). Auch Burdas "Focus Money" und "Myself" aus dem Hause Condé Nast rangieren weit hinten (Index 77).
Reichweitenstärkstes Medienhaus bleibt Bauer. Fast jeder zweite Deutsche (48 Prozent) liest nach Verlagsberechnungen eine Zeitschrift von "Europas größtem Zeitschriftenverlag", wie die Hamburger sich selbst bezeichen. Das entspricht 33,04 Millionen. Insbesondere bei den Frauen sei die Bauer Media GroupGruppe mit 20,24 Millionen Leserinnen und einer Reichweite von 57 Prozent die "Nummer 1".
Fazit: Digitales Lesen, Teilen und auf Zeit Mieten im Trend
Klar wird: Zeitschriften an sich werden immer noch gern gelesen, aber nicht mehr so oft gekauft. So meldete etwa im Vorjahr der Lesezirkel, dass die mehr als 300 dort gebündelten Magazine Woche für Woche von gut 12 Millionen Personen (Q1) gelesen werden. Tendenz steigend. Hinzu kommen digitale Alternativen - am E-Kiosk herrscht inzwischen Leserandrang.
Digitales Lesen, Teilen und auf Zeit Mieten liegt im Trend. Das tut der Reichweite und damit dem Anzeigenverkauf der Verlagshäuser gut. Doch die Vertriebserlöse, die bei schwindendem Werbevolumen eigentlich wichtiger werden, gehen zurück.