Was bedeutet die Entwicklung für den Vertrieb der Zukunft?

Anders als im E-Commerce finden beim Social Commerce Einkäufe innerhalb einer Social Media-Erfahrung statt. Der vertriebliche Prozess ist daher von der Produktentdeckung bis zum Check-out-Prozess neu zu organisieren. Es gilt, das neue Frontend „Social“ mit den bestehenden Backends zusammenzuführen. Der Vertrieb muss sich technologisch rüsten und Themen wie Produktinformationsmanagement, Content Management, Auftragsdatenverarbeitung etc. beherrschen. Zudem müssen Bezahlsysteme – hin zu virtuellen Währungen, PayPal oder Apple Pay – angepasst werden. Zuletzt ist die Lager- und Lieferlogistik bei kleinteiligen Warenkörben eine Herausforderung. Bedeutsamer ist aber die Veränderung in der vertrieblichen Aktivierung seitens der Marken. Content wird zunehmend relevanter, und im Social Commerce gelten neue Spielregeln: Wer Menschen bewegen will, muss sie berühren. Die emotionale Bindungskraft von Kommunikation wird wieder wichtiger. Content wird zukünftig zum Service. Statt Menschen zu unterbrechen, muss Kommunikation so gut sein, dass sich die Menschen ihr freiwillig anschließen, sie teilen, sie liken und schlussendlich zum Klick inspiriert.

Brauchen wir dann noch Werbung? Und wenn ja, welche?

Marken leben in den Köpfen der Menschen. Wenn sie gut geführt werden, haben sie eine Bestimmung. Menschen fühlen sich ihnen emotional verbunden. Werbung spielt hierbei auch in Zukunft eine erhebliche Rolle. Jedoch nicht als Dauer-Werbeschleife mit überhöhten Versprechen. Solange Werbung nervt, wird Werbung zum größten Feind ihrer selbst. Vielmehr muss Werbung einen Eindruck hinterlassen, der Menschen begeistert und der emotional bindet, statt zu unterbrechen. Daher wird kreativ erdachte und liebevoll umgesetzte Kommunikation aus sich heraus Reichweite und Zustimmung bekommen. Wobei Reichweite nicht mehr für mediale Verbreitung, sondern für Qualität und für die Idee hinter der Kommunikation steht. Hier reichen sich Social Commerce und zukunftsfähige Werbung die Hand – beide begeistern, inspirieren und berühren auf ihre Weise und hinterlassen einen bleibenden Eindruck.

Wohin geht der Trend im Social Commerce?

Noch ist Social Commerce selbst der Trend und steckt in den Kinderschuhen. Deutschland ist da im Vergleich zu den USA und China eher Schlusslicht. Haben sich Ende-zu-Ende-Shoppingerlebnisse in den sozialen Netzwerken erst einmal durchgesetzt, wird sich in der entfernten Zukunft der Social Commerce auch mit der Realität verbinden: Dinge, die ich im Alltag, also im realen Leben sehe, werden durch mein Smartphone zukünftig ‚shoppable‘ – indem die Kamera als Shopping-Navigation dient: Einen Turnschuh an den Füßen eines Freundes halte ich vor meine Kamera und erhalte unmittelbar das Angebot. Im Restaurant fotografiere ich ein Gericht und gelange zu den Lebensmitteln, die ich zum Nachkochen benötige. Das Kleid der Agentin in James Bond kaufe ich noch während des Kinobesuches. Wir werden uns zukünftig also im größten Kaufhaus der Welt bewegen – nämlich der Welt selbst.

 


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Autor: W&V Redaktion

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