Logistik:
Kostenlose Retouren: Ökologisch mies, aber gewünscht
Verbraucher möchten gern mit gutem Gewissen shoppen. Trotzdem erwarten sie Retouren ohne Aufpreis und sind bei der Zustellung an Pickup-Punkte wie Paketshop oder Packstation zögerlich, obwohl das Verkehrsaufkommen und Emissionen reduzieren würde.
Die Preise für Transport und Verpackung steigen kräftig - und einige Onlinehändler, darunter große Marken wie Uniqlo oder Zara, haben schon reagiert: Retouren kosten nun extra - eine Praxis, die schon bald flächendeckend Schule machen könnte.
Fast zwei Drittel (61 Prozent) der Konsumenten und Konsumentinnen lehnen jedoch gebührenpflichtige Retouren ab, wie eine aktuelle Studie der Delivery-Plattform für den grenzüberschreitenden Paketversand Seven Senders zeigt. Thema der Erhebung waren die Lieferpräferenzen von Onlineshoppern in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Italien und den Niederlanden.
Deutschland als Retouren-Europameister mit einer Rücksendequote von rund 75 Prozent liegt hier mit 62 Prozent Zustimmung der Befragten sogar noch hinter Frankreich und der Schweiz mit 64 Prozent.
Dabei wäre eine Reduzierung der Retouren in der Tat ein großes Plus für die Umwelt - eigentlich ein Anliegen vieler Onlineshopper: Allein in Deutschland gehen nach Berechnungen der Verbraucherzentrale täglich etwa 800.000 Pakete nur in der Modebranche zurück - das verursacht rund 400 Tonnen leicht vermeidbare CO₂-Emissionen.
Die Mehrheit bevorzugt Lieferung nach Hause
Auch eine Zustellung an sogenannte PUDOs (PickUp- und DropOff-Punkte wie Packstationen oder Paketshops) sind gut für die Klimabilanz im E-Commerce: Durch eine garantierte Zustellung beim ersten Versuch vermeiden sie zusätzliches Verkehrsaufkommen und Wegstrecken.
Doch auch hier haben es die Verbraucher lieber bequem: 82 Prozent der befragten Onlineshopper, und damit drei Prozent mehr als 2021, wünschen sich eine Zustellung nach Hause. Bei den Deutschen sind es sogar 86 Prozent.
Trotzdem gibt es Anlass zu Optimismus, wie der Initiator der Studie, Thomas Hagemann, Gründer und Co-CEO von Seven Senders, betont: "Wir sehen auch, dass 57 Prozent der Befragten heute bis zu einer gewissen Summe bereit sind, mehr Geld für eine nachhaltige Lieferung zu bezahlen. Dabei ist insbesondere der Zuspruch für höhere Aufschläge ab 50 Cent seit 2021 deutlich gestiegen. Das spricht für eine wachsende Bereitschaft, die Anstrengungen des Onlinehandels für eine noch bessere Klimabilanz auch auf Verbraucherseite mitzutragen."
Ein Pilotversuch in den Niederlanden zeigte jüngst, dass transparente Informationen und eine anschauliche Nutzerführung insbesondere beim Checkout Kunden relativ einfach davon überzeugen können, beispielsweise alternative Zustelloptionen in Betracht zu ziehen.
"Daraus lassen sich auch hierzulande wertvolle Insights für E-Commerce-Anbieter ableiten", ist Hagemann überzeugt: Wer seinen Kunden die Vorteile einer klimafreundlichen Lieferung und Rückgabe vermitteln kann sowie den CO₂-neutralen Versand gegen Aufpreis anbietet, erreicht am Ende zumindest mehr fürs Klima als durch Aufschläge, die bestehende Erwartungen enttäuschen.
Text: Bärbel Edel
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