"Wir werden unseren Weg nur erfolgreich fortsetzen können, wenn es uns gelingt, die Finanzierung von Galeria neu zu strukturieren und dem Unternehmen neues, frisches Kapital zuzuführen. Daran arbeiten wir gegenwärtig mit Hochdruck", schrieb Müllenbach.

Ob die Warenhauskette allerdings tatsächlich erneut auf die rettende Hand des Staates hoffen kann, ist ungewiss. Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums sagte am Freitag, rein rechtlich sei es möglich, dass Firmen, die bereits Hilfen bekommen hätten, erneut einen Antrag stellen könnten. Wie erfolgreich solche Anträge seien, darüber könne sie nicht spekulieren.

Doch schon die bisherigen Staatshilfen für den Konzern waren umstritten. Kritiker bezweifelten die Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells Warenhaus oder sahen den Galeria-Eigentümer, den österreichischen Immobilien-Milliardär René Benko, in der Pflicht, dem wankenden Riesen unter die Arme zu greifen.

Der Handelsexperte Jörg Funder von der Hochschule Worms sagte am Freitag: "Es spricht wenig dafür, dass Galeria auch diesmal mit dem Ruf nach Staatshilfe Erfolg haben wird." Die Situation sei ganz anders als in der Corona-Pandemie. Damals seien Handel und Gastronomie die Hauptleidtragenden der Krise gewesen. In der aktuellen Energiekrise sei die ganze Wirtschaft betroffen. "Die Rettung einer angeschlagenen Warenhauskette hat da einfach nicht mehr die gleiche Priorität wie noch vor einem Jahr", urteilte er.

Die Ursachen der Krise gehen tiefer

Ohnehin stecke das Warenhaus nicht in erster Linie wegen der Pandemie, wegen des Ukraine-Krieges oder wegen der explodierenden Energiepreise in Schwierigkeiten. "Die Probleme sind hausgemacht", sagte Funder. Das Warenhaus sei für die Kunden nicht mehr attraktiv, weil es das Aufkommen des Onlinehandels verschlafen habe und zu wenig Einkaufserlebnis und Beratung biete. 

Der Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein lehnte weitere Hilfen für Galeria kategorisch ab: "Wenn ein Unternehmen drei Mal hintereinander Staatshilfe beantragen muss, zeigt das, dass der Laden nicht zu retten ist. Das ganze Konzept des Warenhauses hat sich überlebt und man sollte es beerdigen." Die Auswirkungen eines solchen Schrittes auf die Innenstädte würden überschätzt. "Die Bedeutung der Warenhäuser für die Kundenströme ist in den vergangenen Jahren drastisch geschrumpft. Deshalb sollten sich Politiker nicht mit der Drohung von Ladenschließungen erpressen lassen."

Das sehen allerdings nicht alle so. Der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth, mahnte angesichts des neuerlichen Hilferufes von Galeria: "Kaufhäuser sind und bleiben einer der zentralen Frequenzbringer in unseren Innenstädten. Unternehmen mit einer so großen Bedeutung für alle umliegenden Geschäfte, Gastronomiebetriebe, Einrichtungen und die gesamte Stadtgemeinschaft sind für unsere Innenstädte wichtig."

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) zeigte sich denn auch für weitere Staatshilfen aufgeschlossen. "Die Kaufhäuser haben in vielen Innenstädten eine Ankerfunktion," betonte der Beigeordnete für Stadtentwicklung und Umwelt des DStGB, Bernd Düsterdiek. Sie seien elementar wichtig für das innerstädtische Leben. Gerade angesichts der nach wie vor spürbaren Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Stadtzentren sei es unklug, ihre Existenz aufs Spiel zu setzen.

Voraussetzung für weitere staatliche Hilfen müsse aber sein, dass Galeria ein zukunftsfähiges Konzept vorlege, sagte Düsterdiek. "Ein weiter so und immer mehr Geld reinpumpen, kann es tatsächlich nicht geben."

Erich Reimann und Andreas Hoenig, dpa

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