
Verharmlosung der SED-Diktatur? :
Ärger um Produkte mit DDR-Symbolik bei Rewe
Gleich mehrere Produkte mit DDR-Symbolik gibt es in ostdeutschen Filialen von Rewe zu kaufen. Der Bundesstiftung Aufarbeitung ist das ein Dorn im Auge: Sie wirft der Supermarktkette Verharmlosung der SED-Diktatur vor.

Foto: Bild: Kelles Suppenmanufaktur
Auf der “Schulküchen-Soljanka” prangt mit Hammer, Zirkel und Ährenkranz das Staatswappen der DDR, und die “NVA-Feldsuppe” mit Erbsen, Schweinebauch und Gemüse ist Abbildung und Name nach zu urteilen eigens für die Nationale Volksarmee kreiert worden. Diese Konserven stehen aktuell in den Regalen ostdeutscher Rewe-Filialen.
Ostalgie oder geschichtsblinde Geschmacklosigkeit? Für die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur steht das außer Frage: Sie sieht in derartigen Produkten eine Verharmlosung des Unrechts, das in der DDR begangen wurde.
Rewe weist Verharmlosungsvorwürfe von sich
Stiftungsdirektorin Dr. Anna Kaminsky übte scharfe Kritik an Rewe und wandte sich der Organisation zufolge direkt an die Supermarktkette. Das DDR-Staatswappen, so hieß es in der Anfrage, sei Symbol der SED-Diktatur, welche die NVA zur Absicherung des Mauerbaus eingesetzt habe. Es müsse zum erinnerungskulturellen Konsens des vereinten Deutschlands gehören, das Unrecht der kommunistischen Diktatur nicht zu verharmlosen.
Rewe ließ daraufhin über die Pressestelle Region Ost mitteilen, dass man die Produkte “auf Wunsch der Kundschaft” führe und für “Verpackung und Produktaufmachung” nicht zuständig sei. Die Stiftung möge sich an die Lieferanten oder gleich an die Justiz wenden.
Eine aus Sicht der Stiftung mehr als dürftige Reaktion. Die Antwort von Rewe sei ein “Ausdruck von Geschichtslosigkeit, die fassungslos macht, weil sich der Konzern vor jeder Verantwortung für sein Sortiment drückt", wie Kaminsky es ausdrückte. „Wenn der zweitgrößte Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland DDR-Nostalgieprodukte allein mit Kundenwünschen und der Rechtslage rechtfertigt, sind nicht die Konservendosen der Skandal, sondern die Haltung des Konzerns!“
Das Geschäft mit Ostalgie boomt
Ob geschmacklos oder nicht: Derartige Ostalgie-Produkte scheinen äußerst beliebt zu sein. Auf der Website von Kelles Suppen-Manufaktur, die für die NVA-Feldsuppe verantwortlich zeichnet, ist diese aktuell restlos ausverkauft. Die Anfrage sei riesig, heißt es auf der Homepage: “Die NVA-Feldsuppe erobert gerade die Mägen zurück.” 15.000 Suppen würden täglich die Manufaktur verlassen.
Von diesem Erfolg will offenbar auch Rewe profitieren. Vor der Mail der Bundesstiftung habe es noch nie kritische Stimmen gegeben, wie "Tagesschau.de" den Supermarkt zitiert.
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