"Überflüssiger Klimbim"

In die Kritik geriet auch, dass der RBB für einen teuren Dienstwagen Schlesingers mit Massagesitzen einen sehr hohen Rabatt bekam - der Intendantin stand zudem ein Privatchauffeur zur Verfügung. Die 61-Jährige sagte, sie habe sich keine Massagesitze gewünscht. "Ich habe den Wagen nicht selbst konfiguriert. Ich brauche keine Massagesitze, das ist für mich überflüssiger Klimbim." Autos würden ihr nicht viel bedeuten. "Ich fahre privat einen VW Polo, der 17 Jahre alt ist. Der steht da draußen vor der Tür. Ansonsten ein altes weißes Fahrrad."

Übel stieß auch die Renovierung des Intendanz-Bereichs mit schicken Möbeln und edlem Parkett auf - auch dort soll es einen Massagesessel gegeben haben. Schlesinger sagte: "Der Massagesessel ist zum Symbol geworden. Ich habe ihn weder bestellt noch benutzt." Er habe 1200 Euro gekostet. "Er wurde angeschafft, weil in der Intendanz zwei Menschen Bandscheibenvorfälle hatten und sich aber sehr schnell wieder ins Büro gesetzt haben." Sie habe ihn in einen Raum ganz am Ende des Ganges verbannt, "weil ich dieses große, unförmige Ding schlicht peinlich fand".

Unmut in den eigenen Reihen unterschätzt

Schlesinger sagte zugleich, sie habe den Unmut der Mitarbeiter im Haus unterschätzt. Dieser habe auch an großen Modernisierungsvorhaben gelegen, die die Geschäftsleitung und sie in den vergangenen Jahren angestoßen haben. Schlesinger nannte Umschichtungen von Teilen des linearen Programmetats ins Digitale und Einsparungen in Produktion und Vorabendprogramm des Fernsehens. "Der Unmut und die Wut im Sender sind aus meiner Sicht so stark, dass ich mir vorwerfe, dass ich das nicht gesehen habe. Das tut mir leid." Probleme habe sie nicht weggebügelt. An anderer Stelle des Interviews sagte sie auch: "Ich bedaure zutiefst, dass vor allem das gesamte öffentlich-rechtliche System nun unter Beschuss gerät."

Die Ex-Intendantin verglich die Berichterstattung über die Vorwürfe gegen sie und den zurückgetretenen Senderchefkontrolleur Wolf-Dieter Wolf mit einem "Tsunami". Sie sagte auch: "Die Anschuldigungen kommen aus meinem engsten Umfeld. Das hat mich besonders getroffen, es schmerzt mich bis heute." Sie nannte keine Namen. Seit Wochen dringen interne Dokumente nach außen, vor allem das Online-Medium "Business Insider" berichtete über viele Details der Vorwürfe. Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin ermittelt auch - bis zur Aufklärung gilt die Unschuldsvermutung.

Schlesinger sagte in dem Zeitungsinterview zu den Vorwürfen, die beinahe täglich seit Ende Juni immer mehr wurden: "Geschlafen habe ich nicht viel in der Zeit. Es fühlte sich an wie das Nachladen eines Gewehrs, das auf mich gerichtet war. Viele der Vorwürfe stimmen nicht." Nachgefragt, ob sie gegen Vorwürfe in den Medien vorgehe, sagte sie: "Das kann ich immer noch tun. Zum Teil passiert das in diesen Tagen."

Inmitten der RBB-Krise hatte sich Schlesinger bereits schon einmal in einem Zeitungsinterview geäußert - im Berliner "Tagesspiegel". Dies stieß danach vielen übel auf - vor allem, weil sie Tage zuvor eine Einladung in den Landtag Brandenburg zu einer Sondersitzung ausgeschlagen hatte.

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