Gastbeitrag zu Audi UK:
"Bei agilen Projekten ist der Preiskampf eh schon Standard"
Fast alle Londoner Kreativschmieden haben ihre Teilnahme am (Kostensenkungs-)Pitch von Audi UK abgesagt. Interlutions-CEO Eric Meurers versteht die Aufregung nicht.
Die Digitalagentur Interlutions arbeitet für Kunden wie Nintendo, Disney, Renault, Nissan, Haribo und Super RTL. Sie beschäftigt 100 Mitarbeiter an den Standorten Köln, Berlin und Hamburg. Nach Meinung von Interlutions-CEO Eric Meurers ist der Agentur-Boykott beim Pitch um den Werbeetat von Audi UK kaum zu rechtfertigen.
Von Eric Meurers
Ja, auch wir haben mit unfairen Pitch-Methoden zu kämpfen.
Aber das, was Audi beziehungsweise Volkswagen vorgeworfen wird - nämlich nur aus wirtschaftlichen Gründen zu pitchen - halte ich gerade nicht für eine unfaire Methode. Denn Ausschreibungen sind eigentlich genau dazu da, für vergleichbare Leistungen den besten Preis zu ermitteln.
Das Problem ist eher, dass Kreativleistungen nicht vergleichbar sind.
Deshalb passiert es, dass Agenturen sechsstellige Beträge ohne (oder mit nur einer sehr geringen Pitch-Teilnahme-)Vergütung investieren, in der Hoffnung, ihre Idee - und meist schon deren halbe Umsetzung - werde den Kunden überzeugen. Diese herkömmlichen Pitches werden aber von den großen Werbeagenturen nicht angeprangert, sondern der jüngste Audi-Pitch, bei dem die Einkaufsabteilung (deren Job es doch gerade ist, auszuschreiben) das Sagen hatte. Und nicht die Marketingabteilung, mit der man auf persönlicher Ebene im Kontakt ist.
Ich weiß nicht, wie Audi darauf reagiert hat. Aber ich finde, es ist deren gutes Recht, eine Leistung auszuschreiben und zu kommunizieren, dass der beste Preis die besten Chancen hat. Die Agenturen, die teilgenommen haben, werden damit zwar nicht den lukrativsten Auftrag bekommen, aber sie müssen ja nicht mitmachen oder unter ihrer Schmerzgrenze bepreisen.
Bei agilen Projekten ist der Preiskampf auf Stunden- oder Tagessatz-Basis eh schon längst Standard.