
Cannes 2010: Jung von Matt trumpft in Cannes groß auf
Im vergangenen Jahr war Lukas Lindemann Rosinski der Überraschungssieger in Cannes. In diesem Jahr überrascht Jung von Matt alle und deklassiert die Konkurrenz.
Nach fünf Tagen Cannes steht die diesjährige Überraschung des Werbefestivals fest. Jung von Matt wird ihrem Ruf als kreativste Agentur Deutschlands gerecht und hat nach neun Wettbewerben 13 Löwen gewonnen. Siebenmal davon Gold und dreimal Silber und Bronze. Drei Shortlistplätze in der Kategorie Film sind den Kreativen ebenfalls sicher. Ob aus den Arbeiten auch Löwen werden, wird sich am morgigen Samstagabend zeigen.
Armin Jochum, Kreativchef von Jung von Matt/Alster, ist mit der Ausbeute schon jetzt mehr als zufrieden: „13 Löwen, ich glaube, das gab es noch nie“, sagt er mit leichter Fassungslosigkeit in der Stimme. Und sorgt sich schon ein bisschen um 2011: „So ein Ergebnis ist eine echte Herausforderung. Das Hämmerle hängt jedenfalls verdammt hoch fürs nächste Jahr.“
Gleichzeitig weiß er, dass sich so ein Resultat kaum wiederholen lässt. Eine ähnliche Sorge hatte in diesem Jahr Lukas Lindemann Rosinski. Im vergangenen Jahr konnten sich die Hamburger Werber neun Löwen abholen. In diesem Jahr gab es nur einen Löwen in der Kategorie Design. Den dafür in Gold. „Bei nur vier Einsendungen ist das eine gute Ausbeute“, sagt Agenturchef Arno Lindemann. Für das kommende Jahr nimmt er sich aber wieder mehr vor.
Während die noch junge Agentur Lukas Lindemann Rosinski im vergangenen Jahr den Aufschlag in Cannes nutzte, um große Kunden auf sich aufmerksam zu machen, ist für Jochum der Löwensegen vor allem eine Bestätigung für den Kurs von Jung von Matt. „Wir haben viel Energie in die Zukunft der Agentur investiert“, sagt er. Das mache sich jetzt bezahlt.
„Wir sind einen großen Schritt nach vorne gegangen und haben viele neue Talente und neue Arbeitsweisen zum Teil unserer Kultur gemacht. Die vollständige Integration von digitalen Kreativen gab unserer Agentur einen kraftvollen Schub und jede Menge neuer Impulse“, beschreibt er die Umstrukturierung der Agentur. Die neue, integrierte Art zu Arbeiten sei schnell beim Kunden angekommen. Aus diesem Grund seien auch Arbeiten wie „Last Call“ für NBC/13th Street oder „Concert for the people“ für die Hamburger Philharmoniker möglich gewesen. „Das sind alles echte Arbeiten für echte Kunden.“ Kampagnen wie für die Philharmoniker oder die Fliegen für den Eichborn Verlag (siehe Video) hätten außerdem auch für eine große Mediawirkung gesorgt.
Bemerkenswert ist, dass Jung von Matt fast alle Löwen in Kategorien gewonnen hat, die den interaktiven und integrierten Ansatz bedingen und sich nicht auf einen Kanal beschränken. So war die Agentur vor allem in den Kategorien Direct, Promo, PR, Cyber und Media stark. „Print ist oft nur noch Ausgangspunkt, die Strahlkraft der Kampagne wird erst im Zusammenspiel mit anderen Kanälen sichtbar“, glaubt Jochum. Immer mehr müsse mit dem Konsumenten auf Augenhöhe kommuniziert werden. „Agenturen und Unternehmen müssen sich bei der Konzeption einer Kampagne immer die Frage stellen: Wie erreiche ich die Leute wirklich? Wie kann ich Ihnen einen Mehrwert bieten?“
Damit kreative Arbeiten auch möglich sind, plädiert der Kreativchef für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Kunden. „Agenturen müssen mit ihren Auftraggebern in einen Dialog treten“, sagt er. Nur so sei es möglich, die Abteilungen in den Unternehmen zur Kooperation zu bewegen. „Wenn man ein vertrauensvolles Verhältnis hat, wird man von den Kunden auch ganz anders in die Suche nach Problemlösungen miteinbezogen“, stellt er fest. Die Herausforderung, an der vertrauensvollen Basis mit seinen Kunden weiterzuarbeiten, nimmt er für das kommende Jahr an.