Cannes 2012: Design-Grand-Prix für Serviceplan
Die Münchner Agentur Serviceplan gewinnt nach Jung von Matt aus Hamburg den zweiten Grand Prix in dieser Woche. In der Kategorie Design überzeugen in Cannes 2012 zwölf Arbeiten, die sechsmal Gold, dreimal Silber und dreimal Bronze bekommen.
Es ist eine Sensation: Zum zweiten Mal in einer einzigen Cannes-Woche gewinnt eine deutsche Agentur einen Grand Prix. Das gab es noch nie! Ohnehin hat es in der Geschichte des Festivals bislang insgesamt nur zwei Grand Prix für Werbung aus Deutschland gegeben. Chapeau!
Nach Jung von Matt, die in der Kategorie Outdoor mit "The Invisible Drive" brillierten, gewinnt in der Disziplin Design Serviceplan in München den Grand Prix. Der 21-köpfigen, international besetzten Jury hatte es der Geschäftsbericht 2011 für Austria Solar angetan. Seine Seiten erwachen erst dann zum Leben, wenn Sonne darauf fällt.
"Das Buch hat die Juroren geflasht, bevor sie sich noch eingehender mit dem Case beschäftigt haben", sagt Heinrich Paravicini, Mitinhaber der Design-Agentur Mutabor. Paravicini sitzt neben Katrin Oeding (Studio Oeding) in diesem Jahr für Deutschland in der Jury.
Jury-Präsident Bruce Duckworth, CD von Turner Duckworth, lobt die revolutionäre Idee. "Wir haben hier ein ganz altes Medium, ein Buch, und trotzdem schafft es die Agentur, hier einen neuen Dreh zu finden. Das ist großartig. Leser und Buch treten in einen Dialog."
Generell zeichnen die ausgezeichneten Design-Arbeiten in diesem Jahr einen deutlichen Trend zur Interaktion. "Die Verbraucher sollen sich mit dem Produkt, der Botschaft, die das Design transportiert, beschäftigen", sagt Katrin Oeding.
So haben auch die deutschen Beiträge die Juroren überzeugt: Sechs Gold-, drei Silber- und drei Bronze-Löwen gibt es für Design aus Deutschland. Im vergangenen Jahr waren es noch 25 Löwen – die Jury war in diesem Jahr sehr streng. Trotzdem bleibt Deutschland in diesem Jahr Design-Weltmeister mit 12 Löwen und einem Grand Prix. 13 Löwen hat Japan, das aber keinen Grand Prix gewinnt: Die Briten packen elf Preise ein.
Gold gewinnen Kolle Rebbe für "The Real Cookbook" (Gerstenberg Verlag), Serviceplan nochmal für den "Annual Report" (Austria Solar), Heimat in Berlin für "The CNN EcoSphere", KMS für den Audi-QUBE3, Art+Com in Berlin für den "Anamorphic Mirror" (Deutsche Bank) und Scholz & Friends in Berlin für "The Laundry Gallery" von Siemens. Sämtliche Arbeiten schaffen den erwarteten emotionalen Mehrwert: Die Konsumenten können sich mit den Produkten auseinandersetzen.
Silber geht an Serviceplan (BMW: "Efficient Dynamics Sculpture"), Art + Com ("The Brandspace", Deutsche Bank) und Mutabor Design für BMWs "Vision Connected Drive". Über Bronze freuen sich Strichpunkt, Scholz & Friends und Jung von Matt.
Die deutschen Jury-Mitglieder haben in den vergangenen Tagen viel Zeit im Dunkel des Palais des Festivals verbracht, um mit ihren Kollegen die über 2600 Cases zu studieren, die die ganze Welt in Cannes eingereicht hat. Zuviel für die gut 20 Leute, die in einer ersten Runde Einreichungen in Kleinstgruppen auf die Shortlist platzieren mussten. Da soll dann schon mal die eine oder andere Arbeit unter den Tisch gefallen sein. So manches Jury-Mitglied fordert deshalb, die Design-Jury in Zukunft aufzuteilen und zwei neue Gremien zu schaffen. Mal sehen, wie die Festivalleitung auf den Vorschlag reagiert.