Gastbeitrag von Jan Kalbfleisch:
Famab-Geschäftsführer gibt Ranking-Kritikern recht
Äpfel, Birnen, Kirschen, Obstsalat: Der Famab-Geschäftsführer pflichtet den Kritikern bei. Im Ranking der Agenturen für Live-Kommunikation und Kommunikation im Raum gibt es so manche Unschärfen. Jan Kalbfleisch über das Ranking und dessen seltsame Entstehungsgeschichte.
In einem exklusiven Gastbeitrag für W&V Online pflichtet der Famab-Geschäftsführer den Ranking-Kritikern bei. Im Umsatzranking der Agenturen für Live-Kommunikation und Kommunikation im Raum gebe es noch so manche Unschärfen. Jan Kalbfleisch über das Ranking und dessen seltsame Entstehungsgeschichte.
Von Äpfeln, Birnen, Kirschen - und Obstsalat
Liebe Leser der W&V,
verehrte Branchenteilnehmer,
es ist Herbst geworden und das jährliche Ritual findet seine nächste Wiederholung. Das Umsatzranking ist fertig gestellt und wird allseits diskutiert und kritisiert. Die Existenzberechtigung wird hinterfragt, die Seriosität der eingereichten Zahlen bestritten, die Ergebnisse angezweifelt.
Soll ich Ihnen etwas sagen: Aus meiner Sicht haben Sie mit allem, was Sie kritisieren, Recht.
Übrigens war der Famab deswegen auch von Anfang an gegen ein Umsatzranking. Hierzu gab es - zugegebenermaßen "seinerzeit" - eine sehr eindeutige Willensäußerung des FME-Präsidiums.
... ja, das ist ein Weile her, stimmt aber bis heute.
Das Ranking wurde anfangs ohne Famab-Beteiligung durchgeführt
Entgegen der aktuell herrschenden Meinung ist dieses Ranking also nicht auf den Famab zurück zu führen. Es wurde anfänglich sogar ausdrücklich ohne jede Beteiligung durch uns durchgeführt. Erst als die weitgehend ungeprüften Ergebnisse der Branche dann doch zu bunt wurden, wurde der Famab auf Wunsch seiner Mitglieder aktiv und unterbreitete den Initiatoren einige Vorschläge zur Verbesserung.
Dazu zählte ein ausführliches Reglement, welche Zahlen dort in welcher Form Einzug halten dürfen, ebenso wie der Vorschlag, diese von einer sachverständigen, neutralen Person - Wirtschaftsprüferin Karin Schernus - auf Plausibilität zu prüfen. Und wenn ich mir die Ergebnisse des Rankings über den Zeitverlauf anschaue, waren diese Vorschläge durchaus erfolgreich. Das Ranking ist stabiler und aussagekräftiger geworden und hat an Teilnehmern zugelegt. Und das, obwohl einige ehemalige Teilnehmer aufgrund der neuen Regeln nicht mehr mitmachen.
Das heißt natürlich nicht, dass es nicht noch vieles zu verbessern gäbe, doch der Weg ist schon mal richtig. Wenn im W&V-Artikel Frau Schernus, stellvertretend für den Famab mit den Worten zitiert wird "genauer geht es nicht mehr", dann ist dies dahingehend zu verstehen, dass ausschließlich zahlenbasierte Plausibilitätsprüfungen durchgeführt werden können. Andere Informationen, die beispielsweise Rückschlüsse auf Details des jeweiligen Geschäftsmodells zulassen würden, liegen uns nicht vor. Mal ganz abgesehen von der Frage, inwieweit solch tiefgehenden Prüfungen überhaupt leistbar sind.
Die Relevanz muss aus Sicht der Kunden beurteilt werden
Über die Relevanz des Rankings mache ich mir auch bereits länger meine Gedanken. Allerdings glaube ich, diese Relevanz sollten wir mit den Augen unserer Kunden beurteilen und nicht daran, ob den nun alle im Artikel genannten mitmachen oder nicht. Für mich ist dieses Ranking in aller erster Linie ein Dienst an den Kunden unserer Branche. Es kann Kunden in kurzer, stark zusammengefasster Form einen Blick auf unsere Branche ermöglichen. In diesem Fall eben nach Umsatz sortiert. In anderen Rankings nach anderen Ordnungskriterien. Ich weiß, dass auch dies kritisch gesehen wird - ausdrücklich auch im Famab. Doch das ändert mal an den Fakten nichts.
Tja, das mit den Birnen und Äpfeln. Das stimmt schon auch. Nicht alles, was sich Agentur nennt, hat ein ausschließlich agenturhaftes Geschäftsmodell. Und auch von dem Leistungsbereich Live-Kommunikation scheint es durchaus vielschichtige Interpretationen zu geben. Ist die Leistung einer Agentur nur das Honorar für Kreation? Sind Promotoren - auch festangestellte - eigentlich "richtige" Agenturmitarbeiter. Und wie sieht es mit Leistungen für Technik und Logistik aus? Ja, das sind alles Unschärfen, die in diesem - doch eigentlich sehr kleinen und einfachen - Ranking stecken. Interessanterweise habe ich just in dieser Woche den Vorschlag eines CEO einer Live-Kommunikationsagentur (kein Famab-Mitglied) bekommen, ein eigenes Ranking völlig sein zu lassen und stattdessen Teil des Rankings inhabergeführter Kommunikationsagenturen zu werden. Ich finde die Idee gut. Es würde uns und unsere Disziplin endlich den "klassischen Agenturen" gleichstellen. Aber um in dieser Logik zu bleiben: Dann kommen zu den Birnen und Äpfeln noch Bananen, Kirschen und Kiwis hinzu. Obstsalat muss man da schon mögen.
Fazit:
Auch wenn wir viel darüber nachdenken, ist uns - mit der Restriktion des Verhältnisses aus Aufwand und Nutzen - noch nicht die finale Idee gekommen. Wir sind für jede Idee und konstruktive Kritik dankbar, wie das Ranking noch besser zu machen ist. Denn das war von Anfang an unser Ansatz. Wenn schon Ranking, dann bitte richtig.