Bilanz in Cannes:
Havas baut AMO zum vierten Network der Agenturgruppe aus
Yannick Bolloré, Chairman & CEO der Havas Group, zieht in Cannes Bilanz und kündigt den Aufbau eines vierten Netzwerkes an.
Sie sind alle in Cannes und auch wenn es dieses Jahr auf der Croisette etwas ruhiger zugehen mag: Der Schein trügt. Die, die hier sind, arbeiten einfach mehr und das meist in dunklen, klimatisierten Räumen. Für Strand hat in nurmehr fünf Tagen Cannes kein Mensch mehr Zeit. So ließ sich also auch Havas die Gelegenheit nicht nehmen, wie jedes Jahr die versammelte Weltfachpresse zur Pressekonferenz einzuladen – wie immer donnerstags. Yannick Bolloré, smarter Chairman & CEO der Havas Group, zog Bilanz.
Vor vielen Jahren hätten sie hier im Havas-Café vor dem Grand Hôtel die Strategie „Together for better“ präsentiert, die mit Silos brechen, Kommunikation aus einer Hand entwickeln sollte. Daraus entstand Havas Village; Media und Kreation arbeiten seitdem eng zusammen. Das ist lange her. Im vergangenen Jahr dann ging es um die Übernahme von Havas durch Vivendi. Heute verkündet Bolloré „Better together Part II“, wie er sagt. Neben Havas Creative, Havas Media und Havas Health soll in der Gruppe ein viertes Netzwerk entstehen: Havas AMO.
Dach für Consulting-Firmen
Havas AMO wird zum Dach von Consulting-Firmen insbesondere für Finanzkommunikation und digitale Transformation, die schon bisher zu Havas gehörten oder noch dazu kommen werden. Die Marke existiert seit 2001 und soll nun zum vierten Standbein der Havas Group ausgebaut werden. 100 Mio. Euro wird Havas dafür in den kommenden fünf Jahren investieren. Die Gruppe hatte ja vor Kurzem in Deutschland (im Bild unter Bolloré CEO Thomas Funk (r.) und sein Kreativchef Eric Schoeffler) Deekeling Arndt Advisors übernommen; die Beratung wird sich in diese Struktur eingliedern.
Außerdem schafft Havas weitere Angebotsmarken, um neue Kunden zu locken. Sie sollen innerhalb der Gruppe organisch wachsen. Havas Blockchain etwa gehört dazu in New York und Paris, Havas Edge für Performance Marketing sowie Havas Events, die in Amerika, China, Italien und Frankreich loslegen, sowie Havas Helia, ein globales CRM-Network. Darüber hinaus weitet Havas Annex aus, den Ableger für Millennials, der mithilfe von Künstlern, Fotografen, Musikern, Modeschöpfern und Infuencern Kommunikation für die neue Generation kreieren will. Das alles klingt sehr innovativ.
"In Zeiten, in denen die Menschen 75 Prozent aller Marken nicht vermissen würden, verschwänden sie plötzlich vom Markt, wollen wir eine Gegenbewegung starten", sagt Yannick Bolloré. Die Havas Group gibt bekanntlich die Studie "Meaningful Brands" heraus. Und die kam zu dem für Marketer bedrückenden Ergebnis.
"Ich bin Vater von vier Töchtern und schon deshalb Feminist"
Havas sieht sich für die Zukunft gut gerüstet, denn als inhabergeführtes Network denke man nicht Quartal für Quartal, sondern langfristig. Mit Vivendi und Havas Village verfüge die Agenturgruppe überdies über zwei entscheidende Wettbewerbsvorteile.
Und noch was: Wie auch in Deutschland (siehe W&V 25/2018) arbeitet Havas seit vielen Jahren intensiv an der Agenturkultur. Und zu der gehört das noch recht junge Programm „Diversity & Inclusion“, das sie auch in Düsseldorf, Hamburg und München umsetzen. Das beschäftigt sich insbesondere damit, Frauen in Führungspositionen zu hieven. Yannick Bolloré bringt es auf den Punkt, als er sagt: "Ich bin Vater von vier Töchtern und schon deshalb Feminist!"