"Die Agentur hatte zwar einen sehr guten Ruf, war aber etwas träge geworden und nicht zuletzt wegen der vorausgegangenen führungslosen Zeit verunsichert", sagt Schäfer. Gleichzeitig musste sie motiviert werden, den neuen Kurs mitzutragen. Wie? Unter anderem mit handfesten Beispielen.

Etwa der Lawinenrucksack, den ein Start-up entwickelt hat, das Bremer und jetzt auch Ogilvy unterstützen. Er enthält einen Airbag, der ­dafür sorgt, dass man von einer Lawine nicht verschüttet wird und ein Atmungsmodul, das sich darum kümmert, dass man ­in den Schneemassen Luft ­bekommt.

Innovation ist eines der Stichworte, die Schäfer gerne bemüht. Seit Anfang des Jahres gibt es eine Innovationseinheit. Geführt wird Digital & Innovation von ECD Uwe ­Jakob. Ihre Aufgabe: Sie soll neu und frei denken, auch experimentieren und Lösungen finden, die nicht schon im Briefing ­stehen. Teils auf eigenen Innovationskunden, teils für die ­Kollegen der anderen Ogilvy-Agenturen. Mal alleine, dann wieder als Teil anderer Teams. Manchmal auch ohne konkreten Auftrag. Das Ergebnis muss nicht Kommunikation sein. Auf diese Weise entstand ein ­Salestool für Schaeffler, angefragt war eine Kampagne. Für einen Versicherer entwickelte das Team eine Prepaid-Karte.

Ogilvy sieht sich als Patzhirsch in Frankfurt

Kein Novum, aber stark wachsend ist die hauseigene Filmproduktion. Die Inte­grated Production besteht heute aus 15 Mitarbeitern aus den Bereichen der ehemaligen FFF und Art Buying, Avid und Inhouse-Producern. Gemeinsam mit den Kollegen der Schwester H&O kann die Abteilung auch die Postproduction komplett mit anbieten. Ohne ­externe Unterstützung entstanden so Filme für Nestlé, Siemens, Jever Fun und Mercedes.

"Die Inhouse-Production lässt uns vor allem schnell reagieren", sagt Bremer, "und ich kann das so eingesparte Geld vor die Kamera stecken und nicht dahinter." An kreativen Talenten, sagt er, fehlt es nicht, und verweist auf Arbeiten wie "Autonomes Fahren" für die DB und Arbeiten für Radeberger Pilsner und Amnesty. Alle zehn Ogilvy-Nägel beim ADC kamen in diesem Jahr aus Frankfurt. Bremers Ziel ist es, Kampag­nen zu machen, "über die man spricht" und die kulturelle Relevanz haben - wie der neue Ay-Yildiz-Auftritt.

Der Umbau ging relativ geräuschlos über die Bühne. Trotz der damit verbundenen Unruhe konnten fast alle Aufträge gehalten werden - bis auf den Employer-Branding-Etat der DB und einen weiteren, nicht genannten Auftraggeber. Von insgesamt 16  Pitches in den ersten 18 Monaten wurde die Hälfte gewonnen oder verteidigt. Seitdem hat sich die Quote verbessert. Zuletzt setzten sich die Hessen in acht von elf Präsentationen durch. Neu auf der Liste stehen DB Schenker, von Digital bis Fahrzeugbeklebung und Mercedes-Benz Van ProCenter (beide europaweit), FRM Plus, eine Kooperation von Deutsche Bahn und RMV, Herta (Lead inklusive digital), Jim Drive (Web, Social, Digital) sowie drei weitere Neukunden, die noch nicht genannt werden dürfen. Zwei davon, sagt Schäfer, werden global aus Frankfurt geführt: ein Marktführer aus dem Finanzbereich und einer, der über ein integriertes WPP-Konstrukt weltweit betreut wird.

Der Ehrgeiz ist groß. Ogilvy soll als Platzhirsch in Frankfurt sowie als "Thought Leader" wahr­genommen werden. Zu diesem Zweck wurde die bisherige ­Inhouse-Veranstaltungsreihe "In Your Face" ausgelagert und ­geöffnet. Einmal im Monat kommen hier um die 120 Leute aus Agenturen, Filmproduktionen und E-Games-Firmen zusammen - zu Vorträgen und zur Inspiration. Es ist eine Plattform für die Kreativszene, um sich zu treffen, auszutauschen, einen zu trinken und über die jüngsten kreativen Trends zu diskutieren.


Peter Hammer
Autor: Peter Hammer

Er begleitet seit vielen Jahren redaktionell die Agentur-Branche, kennt noch die Zeiten, als Werbung "sexy" war und mancher Protagonist wie ein Popstar gefeiert wurde. Das Hauptaugenmerk gilt aktuell den Themenfeldern "Agenturstrategie" sowie "Etats & Pitches". Vor allem interessieren ihn innovative Geschäftsmodelle und Konzepte, mit denen die Branche erfolgreich auf die permanenten Veränderungen in der Kommunikation reagieren kann.