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Victoria's Secret holt WPP an Bord
Bislang hat die Wäschemarke Victoria's Secret einen Großteil ihres Marketings inhouse abgewickelt. Doch die Marke hat ihre besten Jahre hinter sich. Jetzt soll WPP bei der Wiederbelebung Schützenhilfe leisten.

Foto: Russel James
Die Zeiten für die Wäschemarke Victoria's Secret waren schon einmal besser. Ende 2019 musste die einst in den Medien gefeierte Fashion-Show der Victoria-Engel nach anhaltender Kritik in den Medien und im Social Web eingestellt werden. Dann kämpfte das Unternehmen gegen Fake-News, dass man über Chips in den BHs seine Kundinnen tracke. Und Anfang Januar wurde vor einem Gericht im US-Bundesstaat Delaware Klage gegen den 83-jährigen Gründer Leslie Wexner eingereicht, weil er angeblich darüber hinwegsah, dass sein ehemaliger Freund Jeffrey Epstein bei Model-Castings junge Frauen als Sexsklavinnen rekrutierte.
Mit der Reputation schrumpften die Umsätze. Mutterkonzern L. Brands musste im Juli 850 Arbeitsplätze streichen und sucht nach einem Käufer für seine gefallenen Engel. Um diese wieder aufzuhübschen, hat die Wäsche-Brand nun den Werberiesen WPP an Bord geholt. Töchter wie Grey Group und GroupM sollen Kampagnen entwickeln und platzieren, aber auch die Öffentlichkeitsarbeit übernehmen und den E-Commerce-Auftritt erneuern. Dort sieht das Unternehmen Potenzial, nachdem im Weihnachtsgeschäft die Ladenumsätze um 23 Prozent sanken, während die Umsätze im Direktvertrieb um 24 Prozent zulegten.
Abkehr vom Inhouse-Marketing
Die Ernennung von WPP markiert einen großen Richtungswechsel für Victoria's Secret, das zuvor einen großen Teil seiner Branding- und digitalen Arbeit intern abwickelte. Darüber hinaus hatte die Publicis-Tochter Digital einen Teil der digitalen und medialen Aktivitäten des Labels betreut. Wie Business Insider aus internen Kreisen erfahren haben will, soll die Agentur auch weiterhin für Victoria's Secret aktiv sein.
Laut Marktforscher Statista investierte L.Brands im Jahr 2019 rund 428 Millionen Dollar in sein weltweites Marketing für die Marken Victoria's Secret und Bath & Body Works. Diese Investitionen sollen nach der Ernennung von WPP dem Medienbericht zufolge weiter steigen. Neben einer neuen Agentur setzt die Wäschemarke ihre Hoffnung auch auf neues Personal. Martha Pease folgte als Chief Marketing Officer ihrem Vorgänger Ed Razek ab. Dieser musste bereits im Oktober 2019 das Unternehmen verlassen, nachdem er öffentlich äußerte, sein Unternehmen würde keine übergroßen oder Transgender-Models für seine Shows engagieren. Als Kreativdirektor heuerte der ehemalige Condé-Nast-Kreativchef Raul Martinez ebenfalls im Januar bei Victoria's Secret an.