Virtual Reality:
Facebook arbeitet weiter an kabelloser VR-Brille
Die Virtual-Reality-Brillen, in die Facebook investierte, blieben ein Nischengeschäft. Ein kabelloses Modell soll es nun richten.
Facebook will das immer noch zähe Geschäft mit virtueller Realität (VR) mit einer hochwertigen Spezialbrille ohne die lästigen Kabel ankurbeln. Die Digitalfirma stellte am Mittwoch das Gerät mit dem Namen Oculus Quest vor, bei dem die unter anderem zur Positionsbestimmung nötigen Sensoren direkt ins Gehäuse integriert sind. Das aktuelle Top-Modell Oculus Rift braucht dafür zwei externe Sensoren, die genauso wie die Brille selbst mit Kabeln an einen leistungsstarken Computer angeschlossen sein müssen. Facebook hatte ursprünglich schon für 2017 vor, ein kabelloses Modell herauszubringen.
Die Quest solle nun ein VR-Erlebnis auf dem Qualitätsniveau der Rift ermöglichen, hieß es. Sie sei mit ihrem größeren Bewegungsspielraum vor allem für Videospiele gedacht. Mit 399 Dollar soll sie genauso teuer sein wie aktuell die Rift (die in Deutschland 449 Euro kostet). In den Handel kommen soll die Quest im kommenden Jahr. In einer ähnlichen Preisklasse gibt es auf dem Markt bereits zum Beispiel die kabellose VR-Brille Mirage Solo von Lenovo. Bei der Acer-Brille Windows Mixed Reality sind die Sensoren ebenfalls integriert, die Brille braucht aber noch eine Kabelverbindung zum PC.
Bei virtueller Realität kann ein Nutzer dank Spezialbrillen in eine digitale Welt eintauchen. Facebook setzte mit dem milliardenschweren Kauf des Vorreiters Oculus 2014 massiv auf die Technik. Unternehmenschef Mark Zuckerberg hat sich damit aber neben hohen Kosten auch schon einen dicken Sturm der Empörung eingehandelt: Er reiste vor einem Jahr allzu plump per Virtaul Reality nach Puerto Rico. Die kurz vorher von eime Hurrikan verwüstet worden war. Gedacht gewesen war die Aktion als Hilfsprojekt.
Im Frühjahr versuchte Facebook bereits, dem Markt mit der günstigeren und relativ einfachen Brille Oculus Go (Foto oben) einen Schub zu geben. Sie kann ihre Position im Raum nicht erkennen und ist damit vor allem für Medieninhalte und einfache Spiele gedacht. Von der Oculus Go wurden im vergangenen Quartal zusammen mit der baugleichen Brille Xiaomi Mi VR in China nach Berechnungen der Marktforscher von IDC 212.000 verkauft.
Im Geschäft mit Erlebnissen in virtueller Realität galten zunächst Smartphones als wichtiges Zugpferd - doch mit dem Auslaufen günstiger Paket-Angebote der Hersteller ist der Absatz entsprechender Brillengehäuse in diesem Jahr wieder zurückgegangen. Im vergangenen Quartal seien nur noch 409.000 der Brillengehäuse verkauft worden, in die Smartphones als Display eingesetzt werden können, berichtete IDC.
Bei den teuren VR-Brillen gab es den Marktforschern zufolge im Jahresvergleich einen Absatzrückgang von gut 37 Prozent - weil ein Jahr zuvor die Verkäufe durch Rabattaktionen angekurbelt worden seien. Facebooks Oculus verkaufte demnach im vergangenen Quartal 102.000 Stück seiner Brille Rift und Sony 93.000 der Playstation VR. Konkurrent HTC kam dank des neu eingeführten Pro-Modells seiner Brille Vive auf rund 111.000 verkaufte Exemplare. (sh/dpa)