Es sei ein sehr ernstes Thema, sagt Bürgermeisterin Schmid. Und ihre Aktion sei ein gutes Beispiel, "wie man es vielleicht ein bisschen auf humorvolle Art und Weise angehen kann". Dass sie medienaffin ist und auch das Rampenlicht nicht scheut, hatte Schmid schon vor Jahren bewiesen, als sie als "singende Bürgermeisterin" berühmt wurde.

Erst hatte sie eine Cover-Version des Hits "Weus'd a Herz hast wia a Bergwerk" des österreichischen Sängers Rainhard Fendrich veröffentlicht und Stunk mit dem Musikverlag bekommen. Später stieg sie auf Swing um. Im vergangenen Jahr geriet Schmid bundesweit in die Schlagzeilen in der Debatte um manipulierte Asylbescheide als Chefin der Bremer Außenstelle des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge.

Sollten sich denn andere Kommunen auf der Suche nach einem Landarzt an Schmids Methoden ein Vorbild nehmen? "Ich glaube, dass sich das nicht jeder leisten kann. Das muss auch zu einem passen", meint der Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, Uwe Brandl, der wie Schmid Bürgermeister in Niederbayern ist. "Frau Schmid ist ja bekannt dafür, dass sie medial einen Kniff findet." Und der Erfolg gebe ihr offensichtlich recht. "Ist ja schön, wenn es funktioniert."

Sie selbst sagt: "Politik ist natürlich eine seriöse Sache, und die muss man auch ganz ernsthaft betreiben." Aber wenn es schwer werde und der Konkurrenzdruck abseits der Metropolregionen groß sei, sei es schon erlaubt, das "auch einmal ein bisschen unkonventionell anzugehen". "Warum soll man nicht auch mal einen anderen Weg gehen, der originell ist." Und auch die Ärzte hätten Humor.

Der Aufruf hat sogar Wellen bis ins Ausland geschlagen. Ärzte aus dem arabischen Raum hätten sich gemeldet, berichtet Schmid. "Das wollte ich eigentlich gar nicht." Die Bewerbungen könne sie nicht einmal lesen. Aber im Anhang seien Approbationen - so erkenne sie, dass es eine Reaktion auf die Stellenanzeige ist. "Ich glaube, da werden wir auf Englisch antworten." Und auch hier wird sie wieder ein Stück weit politisch: "Es ist vielleicht ein Zeichen, dass das vielleicht die Akademiker wären, die wir brauchen - aus dem Flüchtlingsbereich."

Unter den Bewerbungen seien aber solche, bei denen es weniger um den Ärztejob als um die unverheiratete Bürgermeisterin geht. "Das kann ich jetzt so schnell nicht beantworten", sagt Schmid. Und Vorrang hätten jetzt erstmal die Ärzte. Der Frage, ob denn für sie jemand dabei wäre, weicht die 45-Jährige zunächst aus: "Privat ist privat", sagt sie. Aber auch: "Mal schauen, wie sich das entwickelt." Besonders kurios: "Es sind auch welche dabei, die wollen Trauzeugin machen. Das finde ich ein paar Schritte zu weit gedacht."

Auch die Einwohner fand Rastede haben sich was einfallen lassen, um einen Arzt zu bekommen:

Marco Krefting, dpa


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Autor: W&V Redaktion

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