Manager Barometer 2019:
Managerinnen stellen häufiger die Frage nach der Sinnhaftigkeit
Frauen in Führungsrollen motivieren Inhalt und Sinn ihrer Tätigkeit stärker als ihre männlichen Kollegen. Außerdem ist ihnen persönliche Weiterbildung wichtiger.
Frauen setzen in ihrer beruflichen Weiterentwicklung ganz andere Prioritäten als Männer. Das hat das aktuelle Manager-Barometer der internationalen Personalberatung Odgers Berndtson ergeben. Während männliche Führungskräfte sich in erster Linie durch das Einsetzen persönlicher Stärken und die Mitwirkung an Veränderungen für ihren beruflichen Aufstieg motiviert fühlen, sind weiblichen Führungskräften vor allem auch die Sinnhaftigkeit und die Inhalte ihrer Tätigkeit wichtig.
Zwar gaben alle Befragten - Frauen (65,8 Prozent), Männer (60,0 Prozent) - das Einsetzen persönlicher Stärken und Begabungen am Arbeitsplatz als Hauptkarrierefaktor an. An zweiter Stellen folgte jedoch bei den Frauen die Sinnhaftigkeit der Tätigkeit (58,1 Prozent). Fast genauso wichtig sind ihnen (56,5 Prozent) die Inhalte ihrer Arbeit als wesentlicher Motivator. Damit liegen diese Kriterien auf Rang zwei und drei der Karrieremotivatoren von Frauen (Rang vier und fünf bei den Männern).
Lernen im Job
Auf die Möglichkeit der persönlichen Weiterentwicklung legen Managerinnen außerdem größeren Wert. Hier gab es große Bewertungsunterschiede: Lebenslanges Lernen ist weiblichen Führungskräften mit 51,6 Prozent deutlich wichtiger als männlichen, die dies nur zu 40,9 Prozent bestätigen.
"Dass Frauen ganz andere Prioritäten als Männer bei ihrer Karriereplanung haben, zeigt sich in unserer Studie über alle Branchen und Unternehmen hinweg", sagt Olaf H. Szangolies, Partner bei Odgers Berndtson und Leiter des Manager-Barometers. "Unternehmen müssen diesen Präferenzen Rechnung tragen, wenn sie verstärkt Frauen für Führungspositionen gewinnen wollen", so der Berater.
Ehrgeiz ist keine Frage des Geschlechts
Frauen sind genauso karriereehrgeizig wie ihre männlichen Kollegen. Während 51,2 Prozent der Männer stetig weiter aufsteigen und das Maximum in ihrer Karriere erreichen möchten, wollen dies auch 52 Prozent der Frauen. Dabei streben Frauen vor allem eine Position auf Vorstands- oder Geschäftsführungsebene in einem mittelständischen Unternehmen an.
"Das Ergebnis unserer Studie widerspricht der verbreiteten Annahme, dass Frauen nicht ehrgeizig oder zielstrebig genug seien, um in eine Top-Führungsposition zu gelangen", kommentiert Olaf H. Szangolies. "Im Gegenteil: Die von uns befragten Managerinnen streben ebenso wie ihre männlichen Kollegen eine möglichst hohe Vergütung an. Zudem ist ihnen die Anerkennung in ihrer fachlichen Community überdurchschnittlich wichtig", ergänzt Szangolies.
Jünger, häufiger ledig und seltener Kinder
Weibliche Führungskräfte im Raum D-A-CH sind im Schnitt 46 Jahre alt und damit rund zwei Jahre jünger als der Durchschnitt der männlichen Führungskräfte. 34 Prozent der Frauen verfügen - Männer zu 35 Prozent - neben ihrem Hochschulabschluss über eine akademische Zusatzausbildung wie eine Promotion oder MBA, 20 Prozent haben Managervorbilder in der Familie (Männer 19 Prozent).
Dennoch befinden sich Frauen noch mehrheitlich in Positionen des unteren und mittleren Managements. Sie sind mit 71,6 Prozent zudem weniger häufig verheiratet beziehungsweise in einer festen Partnerschaft lebend als Männer (92 Prozent), nur 40,5 Prozent haben Kinder (Männer 79 Prozent).
Odgers Berndtson befragt jährlich sein Executive Panel, das Führungskräfte von Unternehmen aller Branchen und Größenklassen in Deutschland, Österreich und der Schweiz beinhaltet. Am Manager-Barometer 2018/2019 haben 2.460 Manager teilgenommen.