Darin gab die Mehrzahl der befragten Unternehmen an, dass es dedizierter Trainingsprogramme für mehr In-House-Expertise sowie einer gezielten Förderung der interdisziplinären und abteilungsübergreifenden Zusammenarbeit bedürfe, wenn man die digitale Transformation erfolgreich bewältigen will. Die Hardskills, also mehr Digitalkompetenzen wie etwa Programmierfähigkeiten oder ein Grundverständnis für die neuen, sprich digitalisierten Prozesse, können mittels entsprechender Schulungen vermittelt werden und stellen dabei für einen Großteil der deutschen Unternehmen eine vergleichsweise kleine Herausforderung dar.

Vielmehr ist es die Unternehmens- und Mitarbeiterkultur als solche – oder besser deren notwendige Anpassung –, die zum Flaschenhals beim digitalen Wandel zu werden droht. Zwar hört sich "interdisziplinär" und "abteilungsübergreifend" zunächst nicht kompliziert an. Vielerorts kommt es allerdings einem kulturellen Wandel gleich: Hierarchien müssen abgebaut, Silos eingerissen und mögliche Differenzen zwischen den Generationen aus dem Weg geräumt werden.

Ältere Arbeitnehmer sind es beispielsweise gewohnt, in Funktionen, Zuständigkeiten, Abteilungen und Hierarchien zu denken und zu arbeiten. Sie sind geprägt durch die Erfahrung "Wissen ist Macht". Die junge Generation wiederum versteht eine solche Haltung in der Regel nicht und teilt ihr Wissen am liebsten via Facebook, Instagram, WhatsApp oder anderen sozialen Netzen. Sie haben verstanden, wie wichtig es ist, andere an ihrem Wissen teilhaben zu lassen, und in der Tat liegen die Vorteile einer generationsübergreifenden Zusammenarbeit auf der Hand: Langjährige Erfahrungen treffen auf neue Ideen, auf einen frischen Blick. Gleichzeitig ist es notwendig, die in allen Unternehmen existierenden Silos aufzulösen. Es nützt nichts, wenn ein Unternehmen seine Abteilungen nicht als Teil eines Ganzen versteht, sondern als Splitterfraktionen, die völlig isoliert voneinander arbeiten. Wenn das Marketing nicht weiß, was der Vertrieb macht oder welche Produkte gerade entwickelt werden, dann haben Strategien und Geschäftsentscheidungen weder Hand noch Fuß.

Was können Unternehmen also konkret tun? Ein vernetzter, ortsunabhängiger Arbeitsplatz ist zunächst einmal die Grundlage für modernes Arbeiten. Digital-Workplace- und Collaboration-Tools fördern die Zusammenarbeit von Teams über räumliche Grenzen hinweg. Anwendungen wie sichere Chat-Software oder Intranet-Systeme, die den Austausch von Daten erleichtern, bieten die richtigen Werkzeuge, um das gemeinsame Arbeiten zu fördern. So können sich Experten aus anderen Teams sehr viel schneller in ein Projekt einklinken, und endlose E-Mail-Ketten und verpasste Meetings gehören der Vergangenheit an.

Zudem sollten bei einer Digitalstrategie von Beginn an alle Mitarbeiter mit ins Boot geholt werden, um gemeinsam zu lernen und schließlich auch als Gruppe besser zu werden. Nach einem ähnlichen Prinzip funktionieren auch Formate wie Barcamps oder Open Spaces, bei denen es ebenfalls darum geht, Wissen zu teilen, Fragen zu stellen und sich offen einzubringen. Unternehmen können darüber hinaus ein Mentoring-Programm "mit vertauschten Rollen" etablieren. Da lernen beispielsweise bei technischen und digitalen Themen die Älteren von den Jungen.

Fakt ist: die Digitalisierung kann nur optimal gelingen, wenn Menschen und Technologie perfekt zusammenspielen. Innovative Geschäftsmodelle werden durch Technik ermöglicht, und qualifizierte Mitarbeiter setzen diese agil um und ermöglichen so den langfristigen Erfolg. Auch wenn die Digitalisierung eines Unternehmens den Wandel der gesamten Organisation bedeutet – der Weg führt hauptsächlich über das Bewusstsein, den Willen und die Unterstützung der Mitarbeiter.

Doris Albiez ist Senior Vice President & General Manager bei Dell Technologies Deutschland.


Autor: W&V Gastautor:in

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