
Streit ums Filmgeschäft:
Bei Constantin kracht es nur noch
Vom offenen Streit zur Klagewelle: Nach der zweiten Pannen-HV bei Constantin droht Bernhard Burgener, den Verklauf der Filmsparte per Klage aufzuhalten.

Foto: Constantin
Bei der Münchner Constantin Medien AG geht der Machtkampf der zwei verfeindeten Großaktionäre nach einem Eklat auf der Hauptversammlung vor Gericht weiter. Die Auseinandersetzung zwischen Aufsichtsratschef Dieter Hahn und dem ehemaligen Constantin-Vorstandschef Bernhard Burgener endete am Donnerstagabend nach zweitägigem tumultartigen Aktionärstreffen mit dem Ausschluss Burgeners und seines Aktionärspools von der Abstimmung.
Damit scheiterte (vorerst) der Versuch des Schweizer Medienunternehmers und früheren Constantin-Chefs, die Macht über den Aufsichtsrat zu übernehmen und seine eigenen Verbündeten in das Gremium wählen zu lassen. Wütende Kleinaktionäre riefen "Schiebung" und vermuteten Wahlbetrug.
Inhaltlicher Streitpunkt ist der von Vorstand und Aufsichtsrat geplante Verkauf der traditionsreichen Filmsparte. Die Constantin Film hat im Laufe der Jahrzehnte viele Kinohits produziert ("Der Name der Rose", "Fack ju Göhte"), das Unternehmen erzielt mehr als die Hälfte seines Umsatzes mit dem Filmgeschäft. Mit dem Verkauf des Filmgeschäfts soll die Expansion der Sportvermarktung rund um die Marke Sport 1 finanziert werden.
Burgener will die Filmsparte nicht verkaufen
Burgener und seine Verbündeten halten etwa 30 Prozent der Anteile an Constantin und lehnen diesen Plan strikt ab. Versammlungsleiter Franz Enderle - ein prominenter Münchner Anwalt aus der Kanzlei des ehemaligen CSU-Vize Peter Gauweiler - nannte eine "falsche Stimmrechtsmeldung" als Grund für den Ausschluss der vom Burgener-Lager gehaltenen Aktien.
Der an der Abstimmung gehinderte Geschäftsmann kündigte unmittelbar danach eine Anfechtungsklage an: "Die Beschlüsse der Hauptversammlung sind null und nichtig" , erklärte er. "Niemand hat mir eine plausible rechtliche Begründung für meinen Ausschluss darlegen können - weil es keine gibt." Burgener ließ umgehend mitteilen: "Ich werde in den kommenden Tagen eine Anfechtungsklage dagegen einreichen lassen."
Nicht nur Burgener, auch die meisten Kleinaktionäre, die sich zu Wort meldeten, kritisierten das Vorhaben. "Das ist Unsinn, was Sie hier planen", sagte ein wütender Anteilseigner. Nach Einschätzung mehrerer Teilnehmer diente die Frageflut vor allem der Vorbereitung von Anfechtungsklagen. Damit könnte auf das Münchner Landgericht in den kommenden Monaten viel Arbeit zukommen. "Diese Hauptversammlung geht in die Geschichte ein", sagte ein teilnehmender Rechtsanwalt.
Der Streit geht sogar so weit, dass Burgener am Freitag Ad-hoc mitteilen lässt:
"Constantin Film bleibt erfolgreicher Bestandteil der Highlight - Korrektur der Mitteilung der Constantin Medien AG"
W&V Online/dpa