5 Fragen an Florian Boitin:
Der Playboy kommt zum 555. Mal
Den deutschen Playboy gibt es seit August 1972. Jetzt liegt Ausgabe 555 im Handel - und Chefredakteur Florian Boitin gibt Auskunft, wie es ums Männermagazin steht.
Schnapszahl im Zeitschriftenregal, Champagner für alle! Die 555. Ausgabe des deutschen Playboy-Magazins kommt an diesem Donnerstag in den Handel. Gefeiert wird vom Burda-Team um Chefredakteur Florian Boitin unter anderem mit einem Poster mit 555 Titelbildern aller deutschen Ausgaben des Männermagazins, die Rückseite bedruckt mit dem ersten deutschen Playboy-Cover. Auch sind Magazinshop-Aktionen geplant und ein Gewinnspiel lockt mit 555 Preisen im Wert von mehr als 55.000 Euro.
Bei all dem Trubel hatte Florian Boitin Zeit, 5 Fragen von W&V zu beantworten.
Herr Boitin, wenn Sie zur 555. Ausgabe des deutschen Playboys in die Glaskugel blicken – was bringt die Zukunft dem Männermagazin?
Playboy steht nun seit 555 Ausgaben in Deutschland für herausragende erotische Fotokunst und besten Männerjournalismus. Für meinungsstarke Texte, viel zitierte Interviews und – im wahrsten Wortsinn – ausgezeichnete Reportagen. Das Eintreten für Toleranz und Selbstbestimmtheit ist uns schon heute ein wichtiges publizistisches Anliegen – und wird für die inhaltliche Verortung des Playboy auch in Zukunft von höchster Relevanz sein. Das Magazin als intelligente Unterhaltungsplattform – als starke Stimme bei allen wichtigen Männerfragen.
Und: Es ist ja bereits heute abzusehen, dass es in Zukunft immer wichtiger sein wird, neben einer verlässlichen und relevanten Printmarke, die ineinandergreifende 360-Grad-Kommunikation weiter voranzutreiben. Das bedeutet konkret: Absicherung des Kerngeschäftes und Ausbau der Playboy-Markenwelt.
Hier stellen wir bereits heute die Weichen Richtung Zukunft: Die Zahl unserer Magazin-Abonnenten wächst gegen den Markttrend und hat mit aktuell mehr als 43.500 den höchsten Stand seit fünf Jahren erreicht. Mit dem "Gentlemen’s Weekend", unserer Leserreise, haben wir ein am Magazin angedocktes Event-Format geschaffen, das Leser begeistert und Partnern eine weitere attraktive Plattform bietet.
Das sind nur zwei Beispiele, die illustrieren, dass wir das eine tun werden, ohne das andere zu lassen: einerseits das publizistische Herzstück – das Magazin –, weiterhin inhaltlich attraktiv zu gestalten und damit die Begehrlichkeit auch in Zukunft zu gewährleisten, und zum anderen Playboy als umfassendes Markenerlebnis zu inszenieren.
Anfang 2017 hat sich der Playboy neu ausgerichtet und sich das Motto "alles, was Männer lieben" auf die Fahnen geschrieben – basierend auf einer Studie aus dem Jahr 2015, wonach sich das Männerbild stark verändert hat. Wie steht’s heute um den Mann und Playboy-Leser?
Fakt ist: Ein allgemeingültiges Vorbild für die Rolle des Mannes gibt es nicht. Nicht mehr. Der Mann als unumstrittener Alleinverdiener beispielsweise? Passé. Aber die neuen Männerbilder und -ideale bieten auch viele neue Möglichkeiten. In der Mannwerdung und dem Mannsein kommt den Medienmarken hierbei durchaus eine entscheidende und hilfreiche Rolle zu.
So wird Playboy von seinen Lesern beispielsweise nicht als Umerziehungs-Organ wahrgenommen, sondern bestätigt den Mann in seinem Bewusstsein, seinem Tun und seiner Facettenvielfalt. Playboy gibt den Lesern also das gute Gefühl, mit sich im Reinen sein zu dürfen.
Was hat der Relaunch damals - weg von "alles, was Spaß macht" - bewirkt?
Abgesehen von vielen positiven Zuschriften, die loben, dass Playboy nun mehr denn je für zeitgemäße, spannende und intelligente Männerunterhaltung steht, sind auch die Zahlen der aktuellen MA-Analyse erfreulich für uns. Die erste, nach dem Relaunch Anfang 2017 gemessene Welle weist einen Leserzuwachs um 90.000 auf nun 800.000 Leser auf. Ein Plus von mehr als 12 Prozent.
Gerade Ihre Zielgruppe ist besonders technikaffin, nutzt Smartphones, ist mobil. Wann kommt denn die App- und Digitaloffensive der deutschen Playboy-Ausgabe? Immerhin gilt es, einen kontinuierlichen, wenn auch leichten Auflagenrückgang auszugleichen.
Playboy ist digital. Der Anteil der digitalen Erlösströme, inklusive Magazin-E-Paper, beträgt bereits etwa 25 Prozent, Tendenz: steigend. Gerade im Segment der digitalen Magazin-Ausgaben führt Playboy mit über 18.000 Exemplaren deutlich vor allen Wettbewerbern.
Erfreulich entwickeln sich aber auch die monatlich – und ausschließlich digital – erscheinenden Special-Editions. Playboy verfügt außerdem mit "PlayboyPremium" über ein exklusives und sehr wirtschaftliches Paid-Content-Angebot.
Auch in den sozialen Medien ist Playboy auf Wachstumskurs, bei Facebook folgen uns rund 2,3 Millionen Fans. In diesem Jahr haben wir zum Beispiel ausschließlich dort eine Leser-Umfrage über Deutschlands beste Barbershops durchgeführt, mit sehr hoher Resonanz. Bei meinem wöchentlichen Newsletter darf ich mich inzwischen über 65.000 Empfänger und eine Öffnungsrate von fast 40 Prozent freuen.
Wenn Sie heute ein Männermagazin neu gründen würden, wie würde es aussehen?
Wenn es die Reichweite, Qualität und Relevanz haben sollte, wie das Magazin, das ich journalistisch seit Jahren verantworten darf – kann es nur eine Antwort geben: Es würde aussehen und heißen wie der Playboy.