The Big Lebowski

Bei Prime Video verfügbar

"Das Übliche. Spiel Bowling, fahr durch die Gegend, hin und wieder werfe ich einen Trip ein." So Jeffrey Lebowski (Jeff Bridges) auf die Frage, was er in seiner Freizeit mache. In der Tat ist Lebowski nicht mehr und nicht weniger als ein gähnender Alt-Hippie, der lieber eine ruhige Kugel schieben würde, als sich zu weit vom Sofarand aus ins Ungewisse zu lehnen. Wenn er das dann doch mal wagt, fristet Lebowski, den alle "Dude" nennen, sein Dasein im Bowlingcenter. Stets mit von der Partie: der cholerische Vietnamveteran Walter (John Goodman) und Kumpel Donny (Steve Buscemi).

Als wäre das aber alles nicht schon Anstrengung genug, brechen eines Tages zwei Schlä-gertypen beim Dude ein, drücken dessen Kopf ins Klowasser und urinieren auf den heißgeliebten Perserteppich. Brüllen dabei: "Wo ist das Geld Lebowski?" Schnell wird dem Dude klar, dass hier eine Verwechslung vorliegen muss. Mit "The Big Lebowski" schufen die Coen-Brüder noch vor der Jahrtausendwende den Kultfilm schlechthin. Wen wundert das? So aussichtslos die Lage auch sein mag, der Dude und seine Freunde stolpern ummantelt von Joints und White Russians von einer Situationskomik in die nächste. Die Problemchen des Alltags werden im Film einfach weggebowlt. Ach ja, Dude möchte man dieser Tage doch sein.

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Adventure Time (Staffel 1-6)

Bei Netflix verfügbar

Finn und Jake sind zwei Verrückte. Der Eine ist kaum älter als 12, trägt eine Sturmhaube auf dem Kopf, die aussieht wie ein Kondom, der Andere ist ein gelber, sprechender Hund. Beide eilen in einer Welt, deren Buntheit jeden Teletubby vor Neid erblassen lassen würde, von Aufgabe zu Aufgabe. Mal wird mit einem mürrischen Eiskönig gerangelt, dann im Bauch eines Monsters mit kleinen Teddybären geraved. Mal dehnt Jake seinen elastischen Körper durch ein Labyrinth, um Finn aus der Patsche zu helfen.

Die Serie ist bereits ab sechs Jahren freigeben. Ob man sie deshalb guten Gewissens auf Kinder loslassen muss, gilt es im Heimkino sicher noch auszufechten. Gewiss schafft das dynamische Duo aber mit allerlei guten Pointen und Aktionismus eines: gute Laune. Von dem ADHS-Teenie mit Kurzschwert und seinem quasselnden Mops im Abenteuerland kann man gerade in Krisenzeiten kaum genug bekommen. Disclaimer: Da die Folgen meist nur 11 Minuten dauern, lädt die Serie dazu ein alle Staffeln in einem Rutsch durchzugucken. Durch den LSD-ähnlichen Zeichentrick sollte man dann aber auch am besten zu zweit durch.

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Unbreakable Kimmy Schmitt (Staffel 1-4)

Bei Netflix verfügbar

Kimmy Schmitt hat es richtig drauf. Nicht nur ist sie unabhängig, sprüht vor Neugier und hilft anderen Menschen wo sie kann. Nein, bei Kimmy handelt es sich zur Abwechslung mal um eine weibliche Serienfigur, die sich eben nicht an dem Erfolg der Männer labt, ihnen nachtrauert oder ohne Einwände das Accessoire der Männer mimt. Stattdessen ist sie zu Beginn der Serie erst ganz frisch aus den Fängen einer Weltuntergangs-Sekte entronnen. In New York erwarten sie jetzt Schulabschluss, Job, neue Bekanntschaften und ein 1-Quadratmeter-WG-Zimmer.

Immer mit einem frechen Witz auf der Zunge, rotiert Kimmy in ihrer neuen Umgebung zwischen den Pflichten als Babysitterin, Therapeutin und persönlicher Assistentin. Dass ihr dann (Überraschung!) so manche Männer stets mit dem Hinweis, es käme in dieser Welt ja schon auch auf gutes Aussehen an, Steine in den Weg legen, wundert kaum. Mit ihrer in Gefangenschaft antrainierten Sensorik weiß Kimmy die Scharlatane und Wichtigtuer schnell zu entlarven. Trotz mancher Tiefen bleibt Kimmy unzerbrechlich und verkörpert mit ihrem positiven Spirit die Selbstverwirklichung der Frau – die auch in Krisensituationen das System stets am Laufen hält. Danke dafür.

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Feel Good (Staffel 1)

Bei Netflix verfügbar

Es rauscht. Getunkt in seidiges Neonlicht, bahnen sich Mae (Mae Martin) und George (Charlotte Ritchie) einen Weg durch die Anfänge ihrer Romanze. Die beiden Frauen sind schockverknallt, zeigen sich ihre tiefe Zuneigung Tag ein Tag aus und zerschellen dann doch manchmal an ihren Lebensrealitäten und Vergangenheiten. Mae ist Stand-up-Comedian und besucht einen Aussteigerzirkel für Drogenabhängige.

Georgina ist Maes Fan und muss ihrer Umwelt erst noch erklären, dass sie nicht auf Männer steht. Sinnbildlich kanalisiert die Serie die Spannungskurven von Beziehungen, wie sie fast jeder kennt. In zweieinhalb Stunden lässt sich die Dramödie Binge-watchen oder viel eher einatmen. Trotz der knappen Spielzeit fühlt sich die Eigenproduktion von Netflix wie ein nie enden wollender Rausch an – im positiven Sinne.

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Streetphilosophy – Hedonismus: Maximiere die Lust

Bei Arte verfügbar

Was faselt der da von Luxus? Was ist das für ein Topfschnitt auf dem Kopf? Warum erinnert die Sonnenbrille an zwei Fliegenaugen? Keine Sorge. Das wäre eine normale Reaktion auf das Erscheinungsbild des Wiener Sprechgesangsartisten Yung Hurn. Doch wer Hurns Lebensstil nur als oberflächliches Gehabe abtut, dem könnte etwas entgehen. In der Kurzdoku folgt Arte Menschen, die die maximale Lust unterschiedlich definieren.

Neben dem Rapper kommen glücklicherweise auch eine Glücksforscherin, Philosophin und Kassiererin zu Wort um die hohe Kunst des Hedonismus entsprechend einzuordnen. Der Beitrag hinterlässt Zuschauer auch mit dem Gedanken zurück, inwieweit ein hedonistischer Lebensstil an finanziellen Luxus gekoppelt ist und wie stark sich dieser (falls nicht vorhanden) mit Achtsamkeitspraktiken kompensieren lässt. Hedonismus scheint nämlich nur im Einklang mit sich selbst besonders gut zu funktionieren. Denn anders sind Topfschnitt und Fliegenbrille dann auch wirklich nicht zu ertragen.

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Autor: 

Benjamin Freund hat Medienwissenschaft und Kulturjournalismus studiert und arbeitet als freier Journalist für diverse Print- und Onlineformate. Benjamin wirft ein Auge auf die großen und kleinen Phänomene unserer Pop- und Netzkultur.


Autor: W&V Gastautor:in

W&V ist die Plattform der Kommunikationsbranche. Zusätzlich zu unseren eigenen journalistischen Inhalten erscheinen ausgewählte Texte kluger Branchenköpfe. Eine:n davon habt ihr gerade gelesen.