Vor wenigen Wochen hatte Disney in einer ersten Werbeaktion auf Youtube ein fast zweihundertminütiges Video mit Szenen aus all den Filmen und Serien veröffentlicht, die künftige Abonnenten aufrufen können:

Bereits in den ersten Wochen könnte die Zahl der Abonnenten von Disney+ deutlich in die Höhe schnellen – zumindest auf dem US-Heimatmarkt. Denn Disney startet gemeinsam mit dem US-Telko-Konzern Verizon eine für potenzielle Neukunden lukrative Promotion-Aktion. Danach erhalten alle bestehenden und neuen Mobilfunkkunden von Verizon mit einem 4G-LTE- oder 5G-Vertrag bei unbegrenztem Datenvolumen ein Jahr lang den neuen Videostreamingdienst kostenlos. Über einen entsprechenden Vertrag verfügen rund 50 Millionen US-Kunden des Telko-Konzerns.

Erst nach Ablauf der 12-monatigen Gratis-Periode setzt das reguläre Disney-Abonnement ein – insofern der Verizon-Kunde nicht zuvor das Disney+-Abo kündigt. Über die vertraglichen Bedingungen der Partnerschaft machten die beiden Unternehmen keine Angaben. Es ist allerdings davon auszugehen, dass Verizon einen bestimmten Betrag für jeden Kunden, der den Streamingdienst aktiviert, an Disney zahlt.

Netflix bleibt weltweiter Marktführer

Trotz der verschärften Streaming-Konkurrenz gehen Marktforscher davon aus, dass es bei Netflix nicht zu einem Einbruch bei den Abonnements kommt. Vielmehr werde der Videostreamingmarkt insgesamt weiter deutlich zulegen.

So rechnen die Marktforscher von Digital TV Research damit, dass Disney+ innerhalb der nächsten sechs Jahre auf knapp über 100 Millionen zahlende Nutzer kommt. Doch auch Netflix kann danach weiter wachsen, wenn auch etwas langsamer als bisher – um etwa 70 Millionen neue Kunden auf dann weltweit 235,5 Millionen. Womit Netflix international weiterhin Marktführer bliebe.

Der eigentlichen Verlierer angesichts des boomenden Videostreamingmarktes ist das traditionelle Kabel-TV. Hatten im Jahr 2009 rund zehn Millionen US-Haushalte ihren Kabelanschluss gekündigt, werden es nach einer Prognose von eMarketer in diesem Jahr etwa 46 Millionen Haushalte sein.


Autor: Franz Scheele

Schreibt als freier Autor für W&V Online. Unverbesserlich anglo- und amerikanophil interessieren ihn besonders die aktuellen und langfristigen Entwicklungen in den Medien- und Digitalmärkten Großbritanniens und der Vereinigten Staaten.