Videostreaming-Markt:
Disney+ in den USA offiziell gelauncht
Der neue Streamingdienst gilt als veritable Konkurrenz für Marktführer Netflix. Marktforscher erwarten allerdings, dass der Streamingmarkt insgesamt weiter deutlich zulegt.
Disney+, der neue Videostreamingdienst der Walt Disney Company, ist an diesem Dienstag in den USA, Kanada und den Niederlanden offiziell an den Start gegangen. In der nächsten Woche erfolgt der Launch in Australien und Neuseeland. Für Deutschland sowie eine Reihe weiterer europäischer Märkte wurde als Starttermin der 31. März 2020 angekündigt.
Der Abopreis in den USA beträgt 6,99 Dollar pro Monat oder 69,99 Dollar pro Jahr, in Deutschland dürfte die Gebühr – wie in den Niederlanden – bei monatlich 6,99 Euro beziehungsweise 69,99 Euro bei einem Jahresabo liegen.
Mit Disney+ tritt erstmals ein veritabler Konkurrent gegen Netflix an – aufgrund der günstigeren Abogebühren und des umfangreichen Inhalteangebots. So hatte Marktführer Netflix Anfang des Jahres die monatliche Gebühr für das Basis-Paket (ein Gerät in SD) um einen Dollar auf 8,99 Dollar angehoben. Der Preis für das populärste Angebot für zwei Geräte mit HD-Streams stieg von 10,99 auf 12,99 Dollar und der Premium-Tarif für vier Geräte in HD und Ultra-HD ebenfalls um zwei auf 15,99 Dollar.
Auch was den Content anbelangt, kann es kaum ein Konkurrent mit Disney+ aufnehmen. Denn dem Streamingdienst steht das riesige Inhalteangebot des Disney-Konzerns zur Verfügung – die Film- und Serienbibliothek des Walt Disney Studios, von Pixar, Marvel, Lucasfilm und 20th Century Fox, die Dokumentationen von National Geographic sowie das gesamte "Star Wars"-Universum.
Vor wenigen Wochen hatte Disney in einer ersten Werbeaktion auf Youtube ein fast zweihundertminütiges Video mit Szenen aus all den Filmen und Serien veröffentlicht, die künftige Abonnenten aufrufen können:
Bereits in den ersten Wochen könnte die Zahl der Abonnenten von Disney+ deutlich in die Höhe schnellen – zumindest auf dem US-Heimatmarkt. Denn Disney startet gemeinsam mit dem US-Telko-Konzern Verizon eine für potenzielle Neukunden lukrative Promotion-Aktion. Danach erhalten alle bestehenden und neuen Mobilfunkkunden von Verizon mit einem 4G-LTE- oder 5G-Vertrag bei unbegrenztem Datenvolumen ein Jahr lang den neuen Videostreamingdienst kostenlos. Über einen entsprechenden Vertrag verfügen rund 50 Millionen US-Kunden des Telko-Konzerns.
Erst nach Ablauf der 12-monatigen Gratis-Periode setzt das reguläre Disney-Abonnement ein – insofern der Verizon-Kunde nicht zuvor das Disney+-Abo kündigt. Über die vertraglichen Bedingungen der Partnerschaft machten die beiden Unternehmen keine Angaben. Es ist allerdings davon auszugehen, dass Verizon einen bestimmten Betrag für jeden Kunden, der den Streamingdienst aktiviert, an Disney zahlt.
Netflix bleibt weltweiter Marktführer
Trotz der verschärften Streaming-Konkurrenz gehen Marktforscher davon aus, dass es bei Netflix nicht zu einem Einbruch bei den Abonnements kommt. Vielmehr werde der Videostreamingmarkt insgesamt weiter deutlich zulegen.
So rechnen die Marktforscher von Digital TV Research damit, dass Disney+ innerhalb der nächsten sechs Jahre auf knapp über 100 Millionen zahlende Nutzer kommt. Doch auch Netflix kann danach weiter wachsen, wenn auch etwas langsamer als bisher – um etwa 70 Millionen neue Kunden auf dann weltweit 235,5 Millionen. Womit Netflix international weiterhin Marktführer bliebe.
Der eigentlichen Verlierer angesichts des boomenden Videostreamingmarktes ist das traditionelle Kabel-TV. Hatten im Jahr 2009 rund zehn Millionen US-Haushalte ihren Kabelanschluss gekündigt, werden es nach einer Prognose von eMarketer in diesem Jahr etwa 46 Millionen Haushalte sein.