
Kampagne für Pressefreiheit :
Eine finnische Zeitung bereitet Putin und Trump einen denkwürdigen Empfang
Zum Gipfeltreffen in der finnischen Hauptstadt erinnert die Tageszeitung Helsingin Sanomat die Präsidenten Putin und Trump an den Wert von Pressefreiheit. Den persönlich an sie adressierten Botschaften können sie kaum entkommen.

Foto: Helsingin Sanomat
Russlands Präsident Wladimir Putin lässt offenbar gerne Menschen im Regen stehen, zu sehen war dies bei der Siegerehrung der WM-Gewinner, die mitten in einem heftigen Platzregen stattfand. Während Frankreichs Präsident Emanuel Macron und Kroatiens Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarović tropfnass und überaus herzlich ihre Mannschaften umarmten, stand Putin als einziger im Trockenen, geschützt von seinem ganz persönlichen Regenschirmhalter. "Ein Schirm sagt mehr als tausend Worte" schimpft das Netz und regt sich weltweit über das unhöfliche Verhalten des Gastgebers auf. Seine klatschnassen Gäste sammeln dafür weltweit Sympathiepunkte, vor allem die kroatische Präsidentin Grabar-Kitarović mit ihrem emotionalen Auftritt.
Pressefreiheit? Nicht vorhanden
Wahrscheinlich wird man so wie Putin, wenn einen nur nur noch Schmeichler und Ja-Sager umgeben. Kritik am Gebaren des Kreml-Chefs ist in Russland nicht erwünscht. Und kritische Berichte an seiner Politik schon gar nicht. Pressefreiheit? Fehlanzeige. Als Journalist lebt man gefährlich in dem Land. Im World Press Freedom Index der Organisation Reporter ohne Grenzen rangiert Russland auf Platz 148. Von 180 analysierten Ländern.
Auch US-Präsident Donald Trump ist nicht für seine Kritikfähigkeit bekannt. Von einer freien Presse, die sein Tun kritisch begleitet, hält er gar nichts, wie in unzähligen Twitter-Wut-Ausbrüchen nachzulesen ist. Seit seinem Amtsantritt wettert er gegen Journalisten, bezeichnet die Presse als "enemy of the people" oder "the opposition party", bezichtigt sie - bei ihm unangenehmen Themen - "Fake News" zu verbreiten und erschwert massiv ihre Arbeit. Im Ranking für Pressefreiheit landen die USA immerhin auf Platz 45. Für eine Demokratie ist das aber viel Luft nach oben.
Am Montag nun treffen sich die beiden Präsidenten zum Gipfeltreffen in Finnland. In dem Land, das Pressefreiheit für eines der höchsten Güter einer Demokratie und für einen ihrer wichtigsten Eckpfeiler hält. Im Ranking der Pressefreiheit steht Finnland aktuell auf Platz 4.
Die Presse ist "kein Schoßhund" des Präsidenten
Die größte finnische Tageszeitung Helsingin Sanomat bereitet deshalb Putin und Trump einen denkwürdigen Empfang. Mit unzähligen Billboards und Plakaten, am Flughafen, entlang der Straßen, erinnert sie die beiden Staatenlenker an den Wert von Pressefreiheit. "Welcome to the Land of Free Press" prangt in großen Lettern entlang der Route, die beide Präsidenten zum Tagungsort zurücklegen. Fast 300 Plakate konfrontieren sie in russischer oder englischer Sprache mit ihrer Haltung und Aussagen zum Thema Pressefreiheit. Die Headlines wurden zwischen 2000 und 2018 veröffentlicht.
"Dies ist ein Statement im Namen des kritischen und qualitativ hochwertigen Journalismus. Da wir die Präsidenten auf dem Gipfel in Finnland begrüßen, möchten wir sie an die Bedeutung der freien Presse erinnern. Die Medien sollten nicht der Schoßhund eines Präsidenten oder Regimes sein", sagt Kaius Niemi, Senior-Chefredakteur der Helsingin Sanomat. "Wir wollen die Kollegen unterstützen, die täglich in den USA und in Russland unter immer härteren Bedingungen kämpfen müssen. Unser Ziel ist es, das Thema Pressefreiheit weltweit anzusprechen."
Das ist gelungen, denn weltweit wird nun über die finnische Aktion berichtet. Verstehen müssen die Botschaft aber vor allem Staatenlenker wie Putin und Trump.
Eine Auswahl der Motive: