
Internet-Journalismus:
Grimme Online Awards: Kleinere Angebote triumphieren
Innovative, junge Angebote haben bei den Grimme Online Awards die Preise abgeräumt. Allen Projekten gemeinsam ist, dass sie Geschichten aus anderen Blickwinkeln erzählen.

Foto: Screenshot Mensch Mutta
Großverlage beklagen oft die Rückgänge ihrer Umsätze, die guten alten Zeiten sind vorbei. Der Grimme Online Award in Köln zeigt aber, dass gute journalistisch aufbereitete Storys nicht viel Geld benötigen, um anzukommen. Mit den Preisen wurden acht Portale ausgezeichnet, die vor allem auf eines achten: ihren Leser.
Das stellte die Jury besonders bei den Krautreportern heraus. Das Portal, das 2014 über eine Crowdfundingaktion gegründet wurde und nun von einer Genossenschaft getragen wird, geht laut dem Urteil der Jury auf die Lebenswelt der User ein - ohne ihnen nach dem Mund zu reden. Unter den insgesamt 1200 Einreichungen einen Preis eingeheimst hat auch Wem gehört Hamburg?. Dazu hat Correctiv als das erste gemeinnützige Recherchezentrum den Wohnungsmarkt in der zweitgrößten deutschen Metropole unter die Lupe genommen und wertete Angaben von mehr als 1000 Mietern aus. "Herausragend", lobte die Jury.
Unter den ausgezeichneten Online-Angeboten bei einem der wichtigsten deutschen Preise für Online-Publizistik befinden sich auch Audio- und Bewegtbildformate, wie zum Beispiel Mensch Mutta. Der Podcast beschäftigt sich mit dem Leben einer Mutter in der ehemaligen DDR. Über das YouTube-Universum mit seinen aktuellen Ereignissen und Entwicklungen informiert Ultralativ. Hinter dem YouTube-Format stehen zwei Studenten.
Weitere Auszeichnungen erhielten der Gemeinschaftsblog Techniktagebuch, der Veränderungen in der Alltagstechnik beschreibt, die Jugendnetzkonferenz Tincon, die laut Jury einen Diskursraum für 13- bis 21-Jährige über das Internet eröffnet, der YouTube-Kanal Einigkeit & Rap & Freiheit, der den Publikumspreis gewann sowie der Blog Butterbrod und Spiele, mit dem der Autor Moritz Gathmann und der Fotograf Christian Frey zur Fußball-WM 2018 aus ungewöhnlichen Perspektiven über Russland informierten.
Kreativität braucht nicht viel Geld - noch nicht mal viele Worte: So gelangten die Strichmännchen-Cartoons von Tobias Vogel in seinem Satire-Format Krieg und Freitag ebenfalls aufs Siegerpodest. (is/dpa)