Medienschelte:
Hatz auf Wulff und Co: Trendforscher Horx rügt "mediale Hysterisierung"
Mit Blick auf immer mehr Sensations-Schlagzeilen in den Medien spricht Zukunftsforscher Horx von einer "Eskalation der Skandalisierung-Kultur".
Der Publizist und Zukunftsforscher Matthias Horx warnt vor dem Trend einer immer aufgeregteren Berichterstattung in den Medien. "Gerade in den letzten Jahren haben wir eine Eskalation der Erregungs- und Skandalisierung-Kultur erlebt", kritisierte der der 58-jährige Leiter des Zukunftsinstituts in Frankfurt am Main in einem Interview mit der "dpa". "‘Die demografische Katastrophe‘, ‚der Untergang Europas‘, ‚die schlimmste Krise der Weltwirtschaft‘, aber auch die Hatz auf einzelne Politiker wie den ehemaligen Bundespräsidenten - alles Anzeichen für eine gefährliche mediale Hysterisierung unserer Kultur", sagt Horx mit Blick auf den Prozess gegen Christian Wulff. Viele Menschen würden daraufhin einfach abschalten und dem Thema nicht mehr folgen.
Horx bemerkt auch den Trend zur "Digitalen Revision": "Wir werden in den nächsten Jahren die Segnungen des digitalen Zeitalters zunehmend kritisch hinterfragen. Müssen wir wirklich ständig online und erreichbar sein?" Der Forscher sieht immer mehr Menschen auf "digitaler Diät": "Nicht aus Technikfeindlichkeit, sondern aus Selbsterhaltung." Selbst die Nutzungszahlen bei Facebook gingen in vielen westlichen Ländern deutlich zurück, weil das soziale Netzwerk massive Schattenseiten habe, so Horx.
Im Herbst 2012 hat Richard David Precht, von Medien geliebter Philosoph und Autor, mit einem leidenschaftlichen Plädoyer für Printmedien und einer Philippika gegen die "Pöbelkultur" im Internet von sich reden gemacht. Er senkte den Daumen über sozialen Netzwerken und meinte, die Like- oder Dislike-Kultur führe dazu, etwas permanent zu bewerten - oft mit Empörung. Kritiker haben zudem die These aufgestellt, dass die klassischen Medien zunehmend aggressiv berichten würden, um gegen die Konkurrenz aus Blogs und sozialen Netzwerken noch bestehen zu können.
ps/dpa