Knapp 26 Millionen Gebührenhaushalte

Die derzeitige Rundfunkgebühr beträgt 154,50 Pfund, umgerechnet knapp 180 Euro pro Jahr. Zahlungspflichtig ist jeder Haushalt, der ein Fernsehgerät besitzt. Das sind gegenwärtig knapp 26 Millionen Haushalte. Damit nahm die BBC vergangenes Jahr Gebührengelder in Höhe von 3,7 Milliarden Pfund (4,4 Mrd. Euro) ein. Hinzu kamen 1,2 Milliarden Pfund (1,4 Mrd. Euro) aus kommerziellen Aktivitäten.

Laut der Medienbehörde Ofcom haben inzwischen mehr als 13 Millionen britische Haushalte mindestens einen Videostreamingdienst abonniert. Würde die Finanzierung der BBC künftig auf ein Abo-Modell umgestellt und könnte die Rundfunkanstalt in einem solchen Fall ebenfalls etwa 13 Millionen Haushalte als Abonnenten gewinnen, würde sie jährlich rund 1,7 Milliarden Pfund (2 Mrd. Euro) an Einnahmen einbüßen.

Angesichts des Konkurrenzkampfes auf dem britischen Videostreaming-Markt, in dem Ende März auch der Launch von Disney+ erfolgt, wäre eine Gebührenanhebung kaum eine Option. Ohnehin dürften in den nächsten Jahren noch weitere Streaming-Anbieter, vornehmlich aus den USA, hinzukommen. Zu erwarten wären daher wohl eher rigorose Sparmaßnahmen und sogar die Einstellung etwa kompletter Radioprogramme.

Eine der wenigen Optionen, die blieben, wäre die internationale Expansion. Und hier hätte die BBC sogar einen Vorteil gegenüber den US-Streamingdiensten. Denn die BBC verfügt weltweit nicht nur über ein hervorragendes Renommee, sondern auch über eine riesige Film- und Serienbibliothek, während die US-Konkurrenten derzeit Milliarden Dollar in Eigenproduktionen pumpen, um sich gegenseitig auszustechen. So ist denn auch der Schuldenberg beispielsweise von Netflix im vergangenen Jahr auf über 12 Milliarden Dollar angewachsen. Die BBC dagegen ist schuldenfrei.


Autor: Franz Scheele

Schreibt als freier Autor für W&V Online. Unverbesserlich anglo- und amerikanophil interessieren ihn besonders die aktuellen und langfristigen Entwicklungen in den Medien- und Digitalmärkten Großbritanniens und der Vereinigten Staaten.