Präsenz auf allen Plattformen

In die Zukunft schauen beide zuversichtlich. "Vielleicht gibt es künftig andere Ausspielwege und diesen Kasten namens Fernseher nicht mehr, aber das Bedürfnis nach hintergründigen Nachrichten, nach Einordnung und Erklärung wird bleiben und sogar wachsen, davon bin ich überzeugt", erklärt Miosga. Zamperoni unterstreicht die Präsenz auf allen Plattformen, online und linear würden immer mehr verzahnt. "Wer weiß, vielleicht gibt es irgendwann gar keine Fernseher mehr und wir schauen Nachrichten nur noch auf dem Tablet oder Smartphone. Und
wir probieren da gerade auch einiges aus, auch in den sozialen Netzwerken, aber letztlich weiß doch niemand wirklich, wohin die Reise geht."

Nicht zuletzt sei das Thema Fake News durch die Möglichkeiten der Digitalisierung eine immer größere Herausforderung, sagt Zamperoni. "Schon heute gibt es Software, mit der man täuschend echt Politikern beispielsweise welche Aussage auch immer in den Mund schieben kann - das wird sich weiter perfektionieren." Der Moderator ist überzeugt: "Recherchieren, prüfen, checken, hinterfragen, gewichten, analysieren, einordnen. Das machen die "Tagesthemen" seit 40 Jahren - das werden sie auch in den nächsten 40 und darüber hinaus tun!"

Der Erste Chefredakteur bei ARD-aktuell, Kai Gniffke, hält die "Tagesthemen" als hintergründige und erklärende Sendung für wichtiger denn je. "Denn Phänomene wie Globalisierung und Digitalisierung bereiten vielen Menschen Sorge", sagt er. "Es ist aber nicht Aufgabe eines Nachrichtenmagazins, Ängste zu verstärken oder zu zerstreuen, sondern Zusammenhänge klarzumachen und einzuordnen, um den Zuschauern ein fundiertes Urteil zu ermöglichen."

Viele Reaktionen in sozialen Netzwerken

ZDF-Intendant Thomas Bellut nennt das "heute-journal" ein Flaggschiff - unter anderem, weil dort immer wieder überraschende Perspektiven gewählt würden. Kleber und Slomka sind für ihn ein "Super-Duo". "Ihre Interviewführung gilt als beispielhaft", sagt Bellut. "Journalistische Tugenden sind durch nichts zu ersetzen."

Kleber hält das Format des "Journals" für ideal. "Ideal wäre eine Nachrichtensendung, die von dem ausgeht, was man schon weiß und weiterdenkt, die es einordnet, in Bezug setzt zum Weltgeschehen, die nicht dauernd den Tweets von Herrn Trump hinterherläuft", sagt er. "Das Schöne ist: Die Sendung gibt es schon." Was er sich wünscht: "Wir brauchen jetzt noch mehr Zuverlässigkeit, mehr Ressourcen, mehr junge Leute. Wir müssen die Arbeit stärker Social-Media-fähig machen." Die sozialen Netzwerke bringen zugleich viele Reaktionen hervor, weiß Kleber: "Es gibt auch konstruktive Kritik. Aber man muss sich die Edelsteine herausfischen aus dem Dreck."


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Autor: W&V Redaktion

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