Mipcom: Sozialexperiment mit Politikern:
Kölner Produzent plant "Politiker Undercover"
Politiker werden maskiert, um unerkannt die Realität normaler Bürger kennenzulernen. Mit diesem TV-Konzept kehrt TV-Produzent Wolfgang Link von der Mipcom in Cannes zurück.
Prominente Volksvertreter in geheimer Mission: Das ist das Konzept eines französischen Fernsehformats, das bald auch in Deutschland unter dem Titel "Politiker Undercover" zu sehen sein soll. Der Kölner TV-Produzent Wolfgang Link von Unique Media Entertainment (UME) hat jetzt auf der Fernsehmesse Mipcom in Cannes die Rechte erworben und steht bereits in Verhandlungen mit deutschen Sendern, wie er der Nachrichtenagentur dpa sagte.
Zum Inhalt: Politiker werden maskiert, um unerkannt die Realität normaler Bürger kennenzulernen. Wie kann man als alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern eine Wohnung finden? Oder wie hart ist die Arbeit als Pfleger in einem Krankenhaus? "Das Interesse der Sender ist groß, weil dieses Experiment gut in die Zeit passt und aufschlussreiche Erkenntnisse liefert", sagte Link. "Viele Bürger haben den Eindruck, dass die Politiker den Kontakt zur Basis verloren haben."
In Frankreich gewann etwa die Bürgermeisterin von Marseille laut Link ganz neue Eindrücke von den Lebensbedingungen ihrer Wählerschaft. Der Produzent sieht hier einen Trend: "Auch Quiz, Dokudrama oder serielle Fiktion kann man mit politischem Inhalten aufladen." Beispiel: In der israelischen Comedy-Show ”On the other Hand“ treten gezielt konservative gegen linksliberale Komiker an.
Wie die Reihe ins deutsche TV passt
Unternehmenslenker sind hierzulande seit geraumer Zeit im TV aktiv – in der RTL-Reihe "Undercover Boss". Mit ernsten Themen, die unterhaltsam umgesetzt werden, hat Link Erfahrung: Der Produzent wirkte bis 2013 als Executive Producer bei der Kölner Produktionsfirma i&u TV von Günther Jauch und betreute damit auch "Stern TV" auf RTL.
Links Namensvetter Wolfgang Link als oberster TV-Vertreter von ProSiebenSat.1 hält derweil in Cannes Ausschau nach Produktionen, die ebenfalls auf den deutschen Markt zugeschnitten sind. "Serielle Fiction made in USA ist leider immer weniger für den deutschen Massenmarkt geeignet", sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung der ProSiebenSat.1 TV Deutschland GmbH im Gespräch mit W&V. Warum? Das lesen Sie hier.
dpa/ps