Personalisierte News:
Nutzer skeptisch gegenüber "Content Silos"
Wird bei der News-Personalisierung die Intelligenz und das Interessensspektrum der Leser missachtet? Vor allem Leser, die bereit sind, für News zu zahlen, haben offensichtlich Vorbehalte.
Nachrichten-Organisationen, die bei ihren Digitalangeboten die Möglichkeiten der Personalisierung preisen, sollten sich noch einmal grundlegend mit den Informationsbedürfnissen ihrer Leser auseinandersetzen. Dies legt eine Studie des kanadischen Meinungsforschungsinstituts Vividata nahe.
Denn viele Nutzer digitaler News-Angebote halten personalisierte Nachrichten für nichts anderes als "Content Silos" und fürchten, dass sie andere wichtige News oder Perspektiven verpassen.
"Angesichts der Tatsache, dass immer mehr Nachrichten über digitale Angebote konsumiert werden und das Mantra der großen Medienunternehmen 'komplette Personalisierung' heißt, haben die Nutzer einen berechtigten Grund zur Besorgnis", schreibt Rahul Sethi, Insights Manager bei Vividata, in einem Blog-Beitrag auf der Site der International News Media Association (Inma).
"Ein Nachrichten-Umfeld, in dem Content komplett personalisiert ist, missachtet die Intelligenz der Leserschaft", so Sethi weiter. Laut der Vividata-Studie erklärten nur 19 Prozent der befragten Kanadier, dass sie es angenehm finden, wenn das Nachrichtenangebot aufgrund der Artikel, die sie in der Vergangenheit gelesen haben, personalisiert wird.
Mehrheit befürchtet, etwas zu verpassen
Dies sei nicht gerade ein so bedeutendes Segment, um darauf eine großartige Strategie aufzubauen, kommentiert Sethi. Der Aussage "Ich befürchte, dass stärker personalisierte Nachrichten dazu führen können, dass mir bestimmte Geschichten oder Perspektiven entgehen" stimmten dagegen 48 Prozent der Befragten zu.
Noch wichtiger: Diese Befürchtung, durch die Personalisierung Wichtiges zu verpassen, ist gerade bei der Lesergruppe besonders ausgeprägt, die bereit ist, für Online-News zu zahlen, um eine unabhängige und vorurteilsfreie Berichterstattung zu gewährleisten. In dieser Gruppe befürchten sogar 57 Prozent, dass sie durch die News-Personalisierung andere interessante Themen und Perspektiven verpassen.