Die gute Performance der relaunchten Wochenend-Ausgabe, die die "Süddeutsche Zeitung" seit genau einem Jahr an den Leser bringt, schlägt sich in den IVW-Zahlen nieder, die dem Blatt ein - im Vergleich zu so manchem Mitbewerber und zu so manchem Vorquartal - moderates Auflagenminus in Höhe von 2,0 Prozent attestieren. 372.211 Exemplare wurden im 3. Quartal verkauft, die Abo-Zahl ist mit 258.182 Exemplaren recht stabil. Interessant: Ziemlich genau zehn Prozent der Abonnenten beziehen inzwischen das E-Paper der "SZ".

Das Springer-Tagesblatt "Die Welt“ muss fünf Prozent weniger verkaufte Auflage mit nun 192.396 Exemplaren hinnehmen. Für sich allein genommen ein beachtliches Minus. Doch darin enthalten sind noch mehr düstere Zahlen: So hat der Titel im Einzelverkauf knapp 30 Prozent verloren, bei den Abonnenten zählt Springer mit 87.513 ganze 10,6 Prozent weniger Abnehmer als noch vor einem Jahr. Für etwas Ausgleich sorgten Bordexemplare und Sonstige Verkäufe.
Weil die "FAZ" auf eine "ehrliche“ Währung setzt und seit geraumer Zeit auf Bordexemplare verzichtet, sind die Auflagenzahlen nun recht nüchtern: Die verkaufte Auflage ist laut IVW um rund 13,5 Prozent auf 264.628 Exemplare zurückgegangen. Ebenfalls im Sinkflug: die Abos und der Einzelverkauf. So zählt die IVW für das 3. Quartal 191.328 Abos, 5,7 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Einzelverkauf ist sogar um 11,2 Prozent auf 40.032 Exemplare gesunken.

Jubel wohl bei der "Zeit“: Die wöchentlich erscheinende Zeitung kann im direkten Vergleich mit dem Vorjahr ihre Gesamtverkäufe bei knapp 497.000 Exemplaren nahezu stabil halten. Mit 335.015 Abos fehlen gegenüber dem Vorjahresquartal nicht einmal 800 Abnehmer. Ein Minus im Promillebereich kann im Jahr 2015 für Print als Erfolg gewertet werden.

Alles in allem befindet sich die Auflage der deutschen Tageszeitungen weiter im Sinkflug: Im dritten Quartal 2015 wurden durchschnittlich pro Erscheinungstag 18,5 Millionen Exemplare und damit 4,4 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum verkauft. Im Jahr 2005 lag die Gesamtauflage der Zeitungen noch bei 25,4 Millionen Stück.

Deutlicher Schwund auch bei den Nachrichtenmagazinen: Selbst wenn "Der Spiegel“ laut IVW mit 830.349 verkauften Exemplaren im 3. Quartal 2015 die Nummer eins im Genre bleibt, fehlen dem Hamburger Titel gegenüber dem Vorjahreszeitraum 5,46 Prozent der verkauften Auflage. Die Zahl der Abonnements ist binnen Jahresfrist um 6,14 Prozent auf 385.815 Exemplare im 3. Quartal 2015 gesunken. Der Verlag verweist indes zeitglich auf die Ergebnisse der aktuellen Allensbacher Computer- und Technik-Analyse (ACTA 2015), wonach "Der Spiegel" eine "Markenreichweite" von 12,80 Millionen Nutzern aufweise. Woche für Woche entscheiden sich demnach 18,5 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahre für "Spiegel“-Inhalte – egal, über welchen Kanal.

Beim "Stern" hat der aufwendige Relaunch den weiteren Auflagenverlust nicht stoppen. Nun weist die IVW für Juli bis September 734.859 verkaufte Ausgaben aus - 5,25 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Auf ähnlichem Prozente-Niveau das Minus bei den Abos: Hier fehlen gegenüber dem 3. Quartal 2014 weitere 5,3 Prozent. 203.848 Abonnenten zählt der „Stern“ jetzt. Der Gruner+Jahr-Titel zieht vor allem am Kiosk nicht so recht: Mit 208.889 verkauften Exemplare muss der "Stern" am Büdchen ein Minus von 11,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal hinnehmen. 

Gerade so kann Burdas "Focus" die magische Grenze von 500.000 verkauften Exemplaren halten. Der Rückgang um 2,57 Prozent kann moderat genannt werden und resultiert vor allem aus einem knappen Drittel weniger "Sonstige Verkäufe". Erfreulich fürs Magazin, dessen Team ab 2016 größtenteils in Berlin wirken wird: Mit 182.538 Abos ist die Zahl der versendeten Hefte nahezu stabil auf Vorjahresniveau. Bitter dagegen der Einzelverkauf beim "Focus“: Nur 75.947 Exemplare setzte Burda von Juli bis September im Schnitt am Kiosk ab, 9,38 Prozent weniger als im 3. Quartal 2014.

Es gibt aber auch Verlage wie Bauer, die sich mit mehreren Printmarken auf einem guten Weg sehen. So überzeugt das Mindstyle-Magazin "Happinez" offenbar die Leserinnen. Die IVW registriert ein sattes Plus von 14,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (154.235 verkaufte Hefte). Bauers "tv14" bleibt auch im 3. Quartal 2015 die "weltweit größte Kaufzeitschrift" mit einer verkauften Auflage von rund 2,3 Millionen Heften.
Als "besonderes Highlight" dieser IVW empfindet der Verlag die Zahlen rund um "Bravo“ und "Bravo Girl“. "Seit dem Relaunch und der Frequenzumstellung können beide Titel deutliche Auflagenzuwächse verzeichnen“, heißt es. Die Jugendbibel "Bravo", seither zweiwöchentlich, kann ihr Auflagen-Plus im Vergleich zum Vorjahr mit 172.662 verkauften Exemplaren auf 23,2 Prozent weiter ausbauen. Nach dem Relaunch im Mai kann "Bravo Girl", mit jetzt durchschnittlich 113.024 Exemplaren bei der verkauften Auflage im Vergleich zum Vorjahr um 48,3 Prozent zulegen. Im Einzelverkauf beträgt das Auflagen-Plus sogar 60,5 Prozent. "Das Medienhaus ist erneut auflagenstärkster Zeitschriftenverlag in Deutschland“, folgert Bauer.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.