Niedrige Zahlungsbereitschaft 

Was sich zumindest für die Streamingdienste sehr gut anhört, beherbergt allerdings deftiges Problempotenzial: Die Menschen in Deutschland sind nämlich nicht besonders motiviert, für die Abo-Angebote auch zu zahlen und wenn, dann bevorzugen sie verständlicherweise eher niedrige Abo-Preise. So ist letztlich nur jeder fünfte Deutsche willens, mehr als 20 Euro für Streaming-Dienste auszugeben, was  darauf hinausläuft, dass bei normalerweise üblichen 10 Euro pro Monat pro Dienst maximal deren zwei abonniert werden können.

Geht die Summe der kombinierten Abos über die offensichtlich magische 20-Euro-Grenze hinaus, würden sich 42 Prozent lieber auf ein einziges Abo beschränken statt 20 oder mehr Euro auszugeben. Dem steht eine Zahl von 83 Prozent im April des letzten Jahres gegenüber, die laut einer damaligen Befragung von The Trade Desk bereit waren, in Streaming 20 Euro monatlich zu investieren. Der Zahlungsbereitschaft hat die Corona-Krise also alles andere als gutgetan. Dazu passt dann auch, dass 38 Prozent der 2194 für die aktuelle Studie befragten Deutschen und 25 Prozent der befragten Personen in UK angaben, für Streamingdienst am besten überhaupt nichts bezahlen zu wollen.  

Mehr als 20 Euro monatlich will in Deutschland nicht mal jeder fünfte ausgeben.

 

Werbung statt Abogebühren 

Die Lösung des Problems heißt: Werbung. Denn statt Monat für Monat eine mehr oder weniger große Geldsumme zu berappen, präferiert ein großer Teil der Menschen im Lande kostenlose, werbefinanzierte oder zumindest über Werbung subventionierte Streamingdienste mit niedrigerem Abo-Preis. Mit 46 Prozent knapp die Hälfte der Deutschen würde einen kostenlosen Dienst nutzen und dafür Werbung in Kauf nehmen und 25 Prozent wäre bereit, Werbung im Tausch gegen einen vergünstigten Abo-Preis zu akzeptieren. Der gleiche Anteil würde Werbung ansehen, wenn es dafür Credits in Form von Sehzeit oder finanzielle Belohnungen gäbe.

So hoch all diese Zahlen zusammen gerechnet auch sind, im Vergleich zum Vorjahr sind sie leicht gesunken. The Trade Desk sieht das als Indiz dafür, dass die Anbieter zwingend darauf achten müssen, ihre Nutzer nicht mit zu viel und obendrein unpassender Werbung zu belästigen. Stattdessen sollte die Werbung sich idealerweise nahtlos und das Nutzungserlebnis einfügen. "Der TV-Konsum wächst, aber wie unsere Studie zeigt, ist bei vielen Zuschauern finanziell bei einem Abo schon Schluss," sagt Sven Hagemeier, Director Inventory Partnership EMEA bei The Trade Desk, zudem Studienergebnissen.

Der Appetit auf werbefinanzierte Streaming-Dienste sei indes eindeutig vorhanden, sofern sich die Qualität des Werbeerlebnisses verbessere – "und das wird es, wenn mittels intelligentem Einsatz von Daten und Technologien nur die relevantesten Anzeigen wohldosiert geschaltet werden. Führende Content-Anbieter und Marken setzen bereits zunehmend diesen spannenden und wirkungsvollen Kanal erfolgreich ein." 

Kostenlose Streaming-Dienste mit Werbung sind bei Verbrauchern sehr beliebt.

Autor: Stefan Schasche

In über 20 Jahren als Redakteur hat Stefan Schasche für diverse Zeitschriften über alles geschrieben, was Mikrochips oder Li-Ion-Akkus unter der Haube hat. Vor seiner Zeit bei der W&V schrieb er für das Schwestermagazin Kontakter über Kampagnen, Programmatic Advertising und internationale Werbethemen.