David Hoggs Boykottaufruf gegen Laura Ingraham:
Teenager demonstriert die Macht des Social Web
David Hogg hat der Fox-News-Moderatorin Laura Ingraham Paroli geboten. Nach einem Twitter-Aufruf des Schülers zogen große Werbekunden ihre Spotbuchungen in Ingrahams Show zurück.
Der Schüler David Hogg ist nicht irgendein Schüler. Der 17-Jährige hat den Amoklauf an der Highschool in Parkland, Florida, überlebt. Und macht sich seither für schärfere Waffengesetze stark. Er und die Schülerin Emma González gehören zu den bekanntesten Gesichtern der Bewegung #NeverAgain. US-Waffenbefürworter greifen die Jugendlichen scharf an, bezichtigen sie der Lüge, verbreiten Verschwörungstheorien und verspotten die jungen Aktivisten.
So auch die konservative Fox-Fernsehmoderatorin Laura Ingraham. Sie machte sich in einem Tweet vor ihren mehr als 2 Millionen Followern darüber lustig, dass Hogg von vier Hochschulen abgewiesen worden sei.
Hogg reagierte prompt. Er suchte die größten Werbekunden von Ingrahams Nachrichtensendung bei Fox zusammen und rief seine gut 700.000 Twitter-Follower dazu auf, die Firmen zum Werbeboykott zu bewegen.
Mit Erfolg: Große Unternehmen wie Hulu, Tripadvisor, Johnson & Johnson, Bayer US, Honda und Nestlé folgten dem Aufruf. Der Watchblog Media Matters schob gleich die komplette Kundenliste samt Stellungnahmen nach.
Inzwischen 15 Firmen stoppten Werbespots in der Sendung The Ingrahm Angle. Tenor: Wie Ingraham einen Schüler behandle, der bei einem Amoklauf Freunde verloren habe, passe nicht zu Image und Werte der Marken.
Die Unternehmen bekamen allerdings ihrerseits Boykottdrohungen: Waffengegner kündigten unter anderem via Twitter an, die Produkte und Dienstleistungen nicht mehr zu kaufen, wenn die Firmen Ingrahams Sendung treu bleiben - Waffenbefürworter drohten mit Markenverweigerung, wenn die Firmen als Werbekunden abspringen.
Entschuldigung mit Einladung
Ingraham entschuldigte sich kurz darauf auf Twitter und kündigte an, erst einmal eine Woche Urlaub zu machen und in sich zu gehen.
Eigenwerbung liefert die Moderatorin gleich dazu. Sie habe als erste David Hogg eine Plattform geboten. Er könne gern erneut in ihre Sendung kommen. Erst diskreditieren, dann in die Sendung einladen: Das sei Taktik bei Ingraham, schreibt die Süddeutsche Zeitung.
David Hogg reicht die Entschuldigung "nur um Anzeigenkunden zu retten" nicht. Der Ton müsse sich ändern. Außerdem sei die Waffengewalt in den USA das Thema, das diskutiert werden müsse, nicht seine Person.
Die Angriffe auf Hogg reißen nach der Boykottaktion natürlich nicht ab: Der ehemalige Fox-News-Moderator Bill O'Reilly (der vor einem Jahr nach einem Werbekunden-Boykott gehen musste; ihm waren sexuelle Übergriffe vorgeworfen worden) sieht hinter dem Werbeboykott gegen Ingraham nicht etwa die Macht der Jugend im Social Web, sondern linksradikale Geheimbünde, die die Fäden ziehen, um Laura Ingraham und konservative Stimmen im Land loszuwerden.
David Hogg reagiert darauf in diesem Interview mit MSNBC. "Ich bin nur ein Jugendlicher, der Twitter nutzt", sagt er, geheimnisvolle Strippenzieher sehe er hinter sich keine.