Doch es ist nicht nur die Bezahlung, die verblüfft. Jeder Monocle-Praktikant bekommt zu Beginn einen Leitfaden in die Hand gedrückt, der jetzt auf Graduate Fog veröffentlicht wurde. Dieses "Handbook" für Praktikanten enthält natürlich auch nützliche Hinweise – etwa dazu, wie man sich kleidet oder beim Onlineradio Monocle 24 Studiogäste begrüßt, dass man den Gästen den Mantel abnimmt und Getränke anbietet oder wie man ein Taxi ruft.

Doch das ist längst nicht alles, denn das "Handbook" ist insgesamt 18 Seiten lang und ausgesprochen detailliert. Beispielsweise für die Schicht am frühen Morgen um 5.30 Uhr beim Monocle-Onlineradio. Aufgabe der Praktikanten ist es hier unter anderem, 15 Minuten vor dem Produzenten und dem Moderator zu erscheinen, um das Studio zu säubern, Unterlagen des Vortages wegzuräumen, Wasserkrüge zu füllen, schmutzige Tassen wegzubringen und saubere hinzustellen. Praktikanten sollten immer auch "proaktiv" sein, etwa indem sie Mitarbeiter fragen, ob sie ein Getränk wünschen oder Hilfe bei ihrer Arbeit brauchen.

"Die Praktikanten bei Monocle übernehmen eine Menge Verantwortung", heißt es an einer Stelle. "Oftmals gibt es mehrere Aufgaben auf einmal, die zu erledigen sind. Keine Panik! Frage dich, welche Aufgabe die dringendste ist und fokussiere dich darauf. Denk daran, wie wichtig Deadlines sind, frage also, bis wann etwas erledigt sein muss."

"Obwohl ich 10.000 Pfund und ein Jahr harte Arbeit in mein Post-Graduate-Journalismus-Training investiert habe, habe ich mich noch nie so wenig respektiert gefühlt wie bei Monocle", erklärte die nun klagewillige Praktikantin gegenüber Graduate Fog.


Autor: Franz Scheele

Schreibt als freier Autor für W&V Online. Unverbesserlich anglo- und amerikanophil interessieren ihn besonders die aktuellen und langfristigen Entwicklungen in den Medien- und Digitalmärkten Großbritanniens und der Vereinigten Staaten.