
Studie :
Von wegen Lügenpresse: Das Medienvertrauen wächst wieder
Erstaunliche Studie: In Zeiten von Fake-News wächst das Medienvertrauen allgemein. Das Pikante daran: Gerade rechte Wähler vertrauen den Medien wieder viel mehr.

Foto: Statista
Das Vertrauen der Deutschen in die Medien ist im Jahr 2016 stark angestiegen. Kim Otto und Andreas Köhler von der Universität Würzburg haben Umfragen der Europäischen Kommission ausgewertet. Und die zeigen trotz der anhaltenden Fake-News-Debatte: "Noch nie seit über 15 Jahren war das Vertrauen in die Presse so hoch wie heute", erklärt Otto.
2016 vertrauten 55,7 Prozent der Deutschen der Presse, nur 38,8 Prozent misstrauen ihr. Damit erreicht die deutsche Presse ihren bislang höchsten Wert, seit 2000, der ersten eRfassung durch das Eurobarometer. Besonders deutlich wird das im Vergleich: Gegenüber dem Vorjahr konnte die Presse das in sie gesetzte Vertrauen um zehn Prozent steigern. Auch dem Fernsehen vertrauen die Menschen in Deutschland wieder stärker.: Hier liegt der Wert bei 60,5 Prozent - eine Steigerung um fast sechs Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Das höchste Medienvertrauen in Deutschland genießt auch im Jahr 2016 das Radio. 67,8 Prozent der Menschen in Deutschland vertrauen dem Radio. Gegenüber dem Vorjahr steigerte sich das Vertrauen um mehr als sieben Prozentpunkte.
Die Jungen haben größeres Medienvertrauen
Die positiven Ergebnisse ziehen sich durch alle Altersschichten: In der Gruppe der 25- bis 34-Jährigen konnte die Presse einen Vertrauenszuwachs verzeichnen - um zehn Prozent auf 50 Prozent bei den 25- bis 34-Jährigen. In dieser Gruppe war das Medienvertrauen im Vorjahr stark zurückgegangen. Am stärksten wuchs das Medienvertrauen bei den älteren Menschen über 75 Jahre. Hier steigerte sich das Vertrauen in die Presse um 20 Prozentpunkte auf 66 Prozent.
Der "Lügenpresse"-Vorwurf revidiert sich
Überraschend ist, dass das Medienvertrauen besonders bei Menschen an den Rändern des politischen Spektrums in Deutschland zugenommen hat. Und noch einmal erstaunlicher: Besonders stark war der Zuwachs im rechten Spektrum. 51 Prozent der Menschen, die sich selbst auf der rechten Seite des politischen Spektrums eingeordnet haben, vertrauen der Presse. Das sind 18 Prozentpunkte mehr als noch im Vorjahr. Auch Fernsehen und Radio konnten im rechten Teil des politischen Spektrums in hohem Maße Vertrauen zurückgewinnen. Das Vertrauen ins Fernsehen wuchs um zwölf Prozent auf 56 Prozent, ins Radio um 13 Prozent auf 62 Prozent bei Menschen im rechten Spektrum.
Offenbar gelang es den Medien zuletzt immer besser, dem von rechtspopulistischen Parteien und Bewegungen vertretenen Eindruck entgegen zu treten, ihre Berichterstattung sei politisch gefärbt und von oben gesteuert. "Der öffentliche Diskurs über die Arbeit und Bedeutung der Medien hat deren Relevanz und das in sie gesetzte Vertrauen gesteigert", erläutert Otto. "Die Diskussionen über Fake-News und die Einschränkungen der Pressefreiheit in der Türkei haben sicherlich auch einen Anteil daran, dass die Menschen in Deutschland Presse und Rundfunk stärker wertschätzen", so Otto.
Für das Eurobarometer, das die Wissenschaftler der Uni Würzburg auswerteten, werden mehr als 1500 Bürger im Alter ab 15 Jahren von TNS Infratest befragt.