An ihrem Wirklichkeitskonzept arbeiten auch die Medienhäuser. Zunehmend aktiv: In den vergangenen Jahren glückt es ihnen immer mehr gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Von Allianzen bei der Vermarktung bis hin zur neuen Urheberrechts-Richtlinie. Damit wollen die Verlage sicherstellen, dass ihre Inhalte nicht länger kostenfrei von Google und Facebook verwendet werden.

Google hat gegen den sogenannten Upload-Filter "einen martialischen Feldzug mit Desinformation und Panikmache geführt", sagt Rudolph Thiemann, VDZ-Präsident und geschäftsführender Gesellschafter der Liborius-Verlagsgruppe. "Google hat es damit geschafft, dass fast fünf Millionen Menschen gegen die Richtlinie unterschrieben haben." Das verdeutlicht die Macht, die die GAFAs bei der heutigen Meinungsbildung haben. 

Das Rezept dagegen heißt Vernetzung. Sabine Eckhardt, Vorstand Sales & Marketing bei ProSiebenSat.1, die den Konzern Ende April verlassen wird, fordert dazu ein Denken in Plattformen. Egal ob Verlage oder TV: "Wir sind letztlich Medienhäuser." Um gegen Netflix zu bestehen, will die Sendergruppe in Kürze eine gemeinsame Internet-Plattform deutscher Fernsehsender starten. Selbst Erzrivale RTL ist eingeladen, dabei zu sein.

Gemeinsamer Wille als Voraussetzung

Ein anderes Beispiel, wo ein Zusammenschluss unter Rivalen not tut, ist eine gemeinsame Bezahlfunktion für verschiedene Medienangebote auf einen Klick einzurichten. So fordert es Andreas Schoo, Geschäftsführer Funke Mediengruppe. "Wie bei Amazon." Bisher können Leser nicht nur den Artikel bei Fokus lesen, um sich dann der Reportage in der Berliner Morgenpost zu widmen. Für Schoo geht da viel Potenzial verloren. 

Vernetzte Realitäten erschaffen - das wurde auf der Diskussion im Lenbachpalais deutlich -  benötigt eben zuallererst den Willen der Menschen, Dinge zusammenzufügen. Dafür müssen sie sich zunächst aber selbst miteinander zu verbinden. Das gelingt heute über Technologien und Plattformen. Diese ständige Verbundenheit fordert die Menschen: "in unserer Haltung, unserem Denken und Tun", sagt Waltraut von Mengden. Für die Erste Vorsitzende des VZB geht daran kein Weg vorbei. Und diese Weisheit kommt dann aus Afrika: "If you want to go fast go alone, if you want to go far go together." 


Autor: Irmela Schwab

ist Autorin bei W&V. Die studierte Germanistin interessiert sich besonders dafür, wie digitale Technologien Marketing und Medien verändern. Dazu reist sie regelmäßig in die USA und ist auf Events wie South by Southwest oder der CES anzutreffen. Zur Entspannung macht sie Yoga und geht an der Isar und in den Bergen spazieren.