Um weiter zu bestehen, müssten die Sender ihre Metadaten verbessern, sprich digitalisieren, besonderen, einzigartigen Content generieren, aber auch experimentieren, so Grazé. Beispielsweise die Adserver-Technologie auch nutzen um personalisierte Inhalte auszuspielen. Dem stimmt David Kaiser, Country Manager Germany New Technologies Amazon zu. Wenn Radio die Personalisierung gelingt, wird es das Medium auch in 100 Jahren noch geben, sagte er.

Gut gelungen ist das dem BR: Der öffentlich-rechtliche Sender setzt mit seiner BR 2-App auf eine optimierte und individualisierte Programmgestaltung. Denn die App merkt sich das Nutzungsverhalten des Hörers und passt per Algorithmen die Inhalte an die individuellen Hörerbedürfnisse an. Je öfter die App genutzt wird, desto stärker passt sie sich an den User an, sagt Alexander Schaffer von Bayern 2.

Mit dem Datenschatz sollen aber nicht nur das Programm verbessert und neue Hörer erschlossen, sondern auch Geld verdient werden.

Daten für Werbevermarktung

Stichwort Programmatic Advertising: Eine halbe Milliarde Euro wird im Display-Markt bereits automatisiert gehandelt. Das ist auch für Audio zunehmend interessant. Unter anderem zeigte Frank Nolte, Geschäftsführer des  Start-up Waveads im Workshop "Mehr Hörer und mehr Umsatz mit Data und Programmatic", wie Sender Nutzerdaten erheben und weiterverwerten können. Sei es über Cookies oder Registrierungen bei Gewinnspielen, Newsletter-Anmeldungen, Player-und App-Nutzung. Alle Daten können für die Werbevermarktung genutzt werden.

Der Schlüssel ist hier die Hörer-Community, ist sich Jens-Uwe Meyer, Geschäftsführer Innolytics in seinem Vortrag zum Thema "Lerne deine Hörer kennen. Wie Daten Programm gestalten" sicher. Und sei es nur, dass ein Sender den schönsten Hund im Sendegebiet sucht. Schon bilde sich eine Hunde-Community, deren Daten für Tierfutter-Werbung interessant seien, führt er als Beispiel an. Das würde die gesamte Vermarktung umkrempeln. Meyer plädiert dafür, dem Kunden künftig in der Vermarktung Hörer-Communities anzubieten - anstatt kleiner Einzelsender.

Die Zukunft von Radio ist also Audio. "Nur wer auf dem Touchscreen leuchtet, spielt übermorgen als Sender noch eine Rolle", schließt der Programmchef von Radio Bielefeld, Timo Fratz, das Podium.


Autor: Katrin Otto

ist Expertin für Medien. Sie schreibt über Radio, Außenwerbung, Kino, Film und und natürlich Podcast und Streaming. Privat ist sie gern auf Konzerten, im Kino oder im Wasser.