
Cannes Lions 2011: Vier Promo-Löwen für Deutschland, einer glänzt in Gold
Gold für Jung von Matt: Die Hamburger Agentur sichert sich in der Kategorie Promo & Activation einen Gold-Löwen für ihr WWF-Dateiformat ("Save as WWF"). Insgesamt holen die Deutschen in Cannes vier Promo-Löwen.
Deutschland hat in der Kategorie Promo & Activation seine ersten vier Cannes-Löwen gewonnen. Die Deutschen sicherten sich damit einen Promo-Löwen mehr als noch im vergangenen Jahr. 2009 gab es gar nur einen einzigen Löwen. Von 14 Shortlist-Plätzen (Vorjahr: 10) haben es vier aufs Siegertreppchen geschafft - und das obwohl die Deutschen in diesem Jahr mit 182 Kampagnen nur unwesentlich mehr eingereicht haben als im Vorjahr (166). Effizienz siegt.
Gold geht an Jung von Matt für den WWF ("Save as WWF"). Zweimal Silber bekommt Kempertrautmann für "The Missing Child" (Initiative Vermisste Kinder) und einmal Bronze nochmal für Jung von Matt mit "The Pirate Radio Experiment" für die International Society for Human Rights.
"Das Ergebnis für Deutschland war nicht überraschend", sagt Timm Weber, Group Creative Director von Grabarz & Partner aus Hamburg, der in diesem Jahr Deutschland in der Promo-Jury vertritt. Die ausgezeichneten Arbeiten seien allesamt zuvor favorisiert gewesen. "Die WWF-Geschichte von Jung von Matt zum Beispiel ging einfach durch. Da haben viele Juroren gesagt, ach, die Idee hätte ich auch gerne gehabt."
Insgesamt hätten die deutschen Agenturen allerdings eher mit punktuellen Arbeiten überzeugt denn mit großen Kampagnenideen– ein Problem, das in Cannes altbekannt ist. "Wir suchen doch Arbeiten, die ans Herz gehen", sagt Weber.
Die Rumänen haben in dieser Hinsicht in diesem Jahr alles richtig gemacht. Die Agentur BV McCann Erickson aus Bukarest gewinnt den Grand Prix für eine Arbeit, die die ganze Nation bewegt hat. "Es geht darum, die Konsumenten einzubeziehen", sagt Jury-Präsident Warren Brown von BMF. "Die Arbeit ist fantastisch, ein bisschen anarchistisch, die Idee ist einfach gut."
Der Süßwarenhersteller Kandia Dulce hatte seinen Schokoladenriegel Rom, dessen Verpackung traditionell in den Farben der rumänischen Nationalflagge gehalten ist, kurzerhand amerikanisiert. Rumänien steht vor allem bei der Jugend des Landes mit all seinen Problemen nicht hoch im Kurs. Wer sollte da einen Schokoriegel kaufen, der in den rumänischen Nationalfarben daherkommt?
Die Werber von McCann Erickson haben dem Riegel deshalb eine neue Verpackung verpasst mit den Stars und Stripes der amerikanischen Nationalflagge und damit eine große Patriotismusdebatte im Land ausgelöst. Die Leute wollten ihre alten Rom-Riegel mit der rumänischen Verpackung zurück; der Absatz stieg um 79 Prozent. "Wir haben sehr auf die Ergebnisse geschaut", sagt Timm Weber. "Promo-Ideen müssen die Leute berühren, aber auch verkaufen."
Nur solche Ideen haben in diesem Jahr Löwen verdient. 54 der begehrten Preise hat die internationale Promo-Jury heuer vergeben (2010: 55). Fünf Gold-, 17 Silber- und 32 Bronze-Löwen haben die strengen Kreativen aus aller Welt verteilt. In diesem Jahr waren mehr Arbeiten eingereicht worden als im Vorjahr.
"Im Zentrum steht in der Kategorie Promo & Activation immer die Idee“, sagt Timm Weber. Das mache sie so spannend und relevant. "Die Auswahl der Medienkanäle steht erst an zweiter Stelle." Häufig spiele Technik eine wichtige Rolle. "Allerdings kann Technik die Idee nicht ersetzen", sagt Jury-Präsident Warren Brown. "Der Markenbezug muss da sein." Aus diesem Grund hat auch die Arbeit von Starhub aus Singapur, die für den Grand Prix diskutiert wurde, am Ende nicht gepunktet. Der Online Music Store hatte für Umkleidekabinen ein Tool entwickelt, mit dem je nach Kleidungsstück die passende Musik in der Kabine erklingt. Die Arbeit stammt von DDB, Singapur.
Die Löwen wurden am Montagabend zusammen mit den PR- und Direct-Löwen im Palais des Festivals vergeben. Alle Ergebnisse finden Sie in unserem Cannes-Special.