Digitalmesse in Hannover:
Bitkom bedauert das Aus für die Cebit
Die Cebit ist nach 32 Jahren Geschichte. Wegen rückläufiger Buchungen für 2019 verkündete die Deutsche Messe AG das Aus. Das neue Konzept, die Messe als "Europas führendes Digital-Event" zu positionieren, ging nicht auf.
Als "Schlag ins Kontor" hat der Verband der niedersächsischen Metallarbeitgeber (Niedersachsenmetall) das Aus der einst weltgrößten Computer-Messe Cebit in Hannover genannt. Auch der Branchenverband Bitkom, der im Beirat der Messe sitzt, bedauerte die am Mittwoch verkündete Einstellung der Cebit als eigenständige Messe, 32 Jahre nach ihrer Erstauflage. Die Organisatoren der Deutschen Messe AG wollen die industrienahen Digitalthemen der Cebit künftig in die Hannover Messe integrieren.
In diesem Jahr hatten sie noch vergeblich versucht, die Cebit als "Europas führendes Digital-Event" neu zu positionieren. Erstmals war die Messe nach Jahren rückläufiger Zahlen in runderneuertem Gewand mit Festival-Charakter im Sommermonat Juni statt im verregneten März an den Start gegangen. Roboter und autonome Fahrzeuge wurden präsentiert, der Software-Konzern SAP steuerte mit einem Riesenrad zur lockeren Atmosphäre bei - und spendierte der Messe ein neues Wahrzeichen. "Wir wollen die Leitveranstaltung für die digitale Transformation sein und auch jüngere Zielgruppen anziehen", hatte Messe-Vorstand Oliver Frese kurz vor Messebeginn noch erklärt. Große Messe-Kunden wie Hewlett Packard Enterprise, Vodafone und Salesforce unterstützten den Angaben zufolge das neue Messe-Konzept. Microsoft dagegen hatte in diesem Jahr auf eine Cebit-Präsenz verzichtet.
Das Digital-Festival lockte 120.000 Menschen aufs Messegelände - noch einmal deutlich weniger als die Cebit 2017 mit 200.000 Besuchern. Dennoch hatten die Cebit-Macher im Sommer noch ein positives Fazit für ihr neues Konzept gezogen. Frese sagte damals, alle Ziele seien erreicht worden. Die alte und neue Cebit seien nicht zu vergleichen, betonte Frese. Aussteller und Partner seien allesamt zufrieden gewesen. Aus Sicht des Bitkom wurden die Erwartungen sogar übertroffen. Der Digitalverband habe seine kleinen und großen Mitgliedsunternehmen befragt, die "durch die Bank sehr zufrieden" seien, sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder unlängst. In wirtschaftlichen Zahlen spiegelte sich diese Begeisterung allerdings nicht unbedingt wider.
Zu besten Zeiten um die Jahrtausendwende hatte die Messe bis zu 800.000 Besucher gezählt, dann ging die Kurve kontinuierlich nach unten. Als Grund für das Aus nannte die Deutsche Messe AG nun rückläufige Buchungen für 2019. Digitalisierung sei bei nahezu allen Branchenfachmessen das beherrschende Thema, eine Messe wie die Cebit stoße daher zunehmend auf eine sinkende Nachfrage. Messechef Oliver Frese bat den Aufsichtsrat um Entbindung von seinen Aufgaben zum 31. Dezember - das Gremium stimmte zu. Bernd Althusmann, Aufsichtsratschef und Niedersachsens Wirtschaftsminister, sprach von "Bedauern und Respekt".
"Unabhängig von der positiven Resonanz, die das neue Konzept fand, muss es sich natürlich auch für den Veranstalter rechnen", betonte Bitkom-Präsident Achim Berg. Markt und Messelandschaft hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten stark gewandelt. "Das ist ein Schlag ins Kontor für den Messestandort Hannover und damit für den gesamten Wirtschaftsstandort Niedersachsen", erklärte der Hauptgeschäftsführer von Niedersachsenmetall, Volker Schmidt und betonte: "Die Cebit war für drei Jahrzehnte ein echtes Aushängeschild und hat maßgeblich zum Renommee der gesamten deutschen Informations- und Kommunikations-Wirtschaft beigetragen." (dpa/fs)